Sind bei der VDA 5050 noch weitere Meilensteine zu erwarten?
Tobias Zierhut: Ein Thema, das beim VDMA und VDA als nächste Stufe ebenfalls herstellerübergreifend angegangen werden wird, ist der Bereich Kartografie. Der „Control Tower“, den ja die Schnittstelle beisteuert, ist das eine – aber die Fahrzeuge sind bislang noch nicht in der Lage festzustellen, ob sich an der „Landkarte“ des Lagers etwas geändert hat, und dies dann auch an den Control Tower zu kommunizieren. Im besten Fall sollten sich die Karten automatisch über den Alltag aktualisieren. Und da möchte man mittelfristig zu einem Weg kommen, bei dem jedes Fahrzeug, das in so einem System integriert ist, Karten, Material oder Daten beisteuert. Noch stecken wir da in den Kinderschuhen, aber der Anstoß in diese Richtung ist da.
Florian Kratzer: Doch auch bei KION wird es noch wichtige Weiterentwicklungen der Schnittstelle geben. Wir werden uns dabei auf die Kommunikation zwischen den FTS und den übrigen, manuell gesteuerten Fahrzeugen im Lager fokussieren. Diese werden auch in Zukunft ein ganz wesentlicher Bestandteil von intralogistischen Lösungen bleiben. Wenn unser übergeordnetes Leitsystem auch die Positionen dieser Fahrzeuge erkennt, kann es dem Staplerfahrer dann zum Beispiel rückmelden: Fahr gerade etwas langsamer, um die Ecke kommt schon das FTS angefahren, und dein Auftrag ist nicht so zeitkritisch wie die Palette auf dem FTS, die dringend in der Produktion benötigt wird. So kann die intelligente Verknüpfung in Zukunft verhindern, dass die Produktion zum Stehen kommt, weil irgendwelche Teile fehlen. Eine Vernetzung unseres Staplerleitsystems und der Leitsteuerung der FTS ermöglicht es dann, die Flotten der Gabelstapler von den KION Marken noch intelligenter und effizienter zu betreiben.
Denken Sie, dass die VDA 5050 das Thema Automatisierung kurz- und mittelfristig beschleunigen und für einen größeren Kundenkreis attraktiv machen wird?
Florian Kratzer: Die VDA 5050 Schnittstelle ist eine wichtige Voraussetzung dafür, die Hürde hin zur Automatisierung zu nehmen und für unsere Kunden Planungssicherheit zu gewährleisten. Es geht darum, eine einheitliche Prozesskette mit klarer Schnittstellenbeschreibung und einer übergeordneten Leitsteuerung zu ermöglichen. Und natürlich auch darum, ein System zu schaffen, in dem ein einzelnes Fahrzeug unkompliziert ersetzt werden kann. All dies sind Dinge, die für Unternehmen gerade im Zuge der Digitalisierung und bei ihrem Schritt zur Industrie 4.0 enorm wichtig sind – weil hier eben die konkrete Machbarkeit im Mittelpunkt steht. Insofern ist die Schnittstelle ein weiterer wichtiger Schritt, um Fahrzeugautomatisierung für Kunden zugänglicher zu machen.