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Automatisierung von Logistikprozessen in der Welt der Bekleidung und Mode

Mailand, Paris oder Berlin: Auf den Laufstegen der großen Fashion Weeks werden heute schon die Modetrends von morgen gezeigt. In den vergangenen Jahren hat die Fashion-Branche weltweit ein beispielloses Wachstum hingelegt. Dabei spielt auch KION eine Rolle – zwar nicht auf dem Laufsteg, aber hinter den Kulissen mithilfe von Robotik, Künstlicher Intelligenz und Daten.

2024-07-25

Funkelnde Pailetten, glitzendernde Fransen und Overknee-Stiefel in Mailand (Italien), „Naked Dressing“ in Paris (Frankreich), Statement-Blazer und extra-auffälliger Schmuck in Berlin (Deutschland): Jede der großen Fashionshows setzt immer neue Trends. „Mode ist eine Rüstung, mit der wir uns für die Wirklichkeit des täglichen Lebens wappnen können“, sagte einst der berühmte Modefotograf Bill Cunningham – und wer einmal dabei gewesen ist, wenn Models über den Laufsteg laufen, der weiß, wie recht Cunningham damit hat.

Doch der wahre Erfolg einer Modekollektion zeigt sich nicht auf dem Laufsteg und nicht in den Kritiken der großen Magazine – sondern am Verkaufstresen und im Online-Handel. Hier spielt das Unternehmen Radial Europe eine entscheidende Rolle, indem es die Logistik zur Auslieferung an die Fashion Kunden optimiert – mithilfe unserer KION-Tochter Dematic.

Dematic und Radial: Automatisierung für höchste Effizienz

Mit sieben E-Commerce-Fulfillment-Zentren in Europa gewährleistet Radial Europe eine effiziente und effektive Abwicklung von Kundenaufträgen. Um Herausforderungen wie etwa der hohen Volatilität der Endkundenbestellungen gerecht zu werden, suchte das Unternehmen nach innovativen Lösungen, die sowohl die Lagerfläche reduzieren als auch die Produktivität im Lager steigern konnten. Die Wahl fiel auf unser Tochterunternehmen Dematic und deren fortschrittliche AMR-Robotertechnologie.

Ruben Tiben van Stuijvenberg, Betriebsleiter bei Radial Europe, beschreibt die besonderen Herausforderungen des Lagerbetriebs folgendermaßen: „Einer unserer Kunden hat eine hohe Produktfluktuation, und jeden Mittwoch gibt es eine neue Produkteinführung mit vielen wechselnden Artikeln. Wir müssen in der Lage sein, eine riesige Anzahl von Artikelnummern zu verwalten, und während der Verkaufszeiten sind einige Artikel, die sich in der Vergangenheit nicht gut verkauft haben, wieder gefragt, was wir ebenfalls berücksichtigen müssen.“

Das ursprüngliche Regallager hatte fast 40.000 Stellplätze für verpackte Waren und ein Kundensortiment von rund 20.000 ständig wechselnden Artikeln umfasst. Die Folge davon waren lange Wege für die Kommissionierer und ineffiziente Prozesse. Die von Dematic implementierte Lösung bestand in der Errichtung einer automatisierten Anlage an einem neuen Standort in Groningen (Niederlande). Hier setzt Radial auf eine Vielzahl von Dematic AMR-Fahrzeugen: automatisierte mobile Roboter.

Mode, Kommerz & Effizienz

Die Partnerschaft mit Quicktron Robotics und die Expertise von Dematic ermöglichten die Entwicklung eines revolutionären “Bin-to-Picker“ AMR-Prozesses. Anstatt dass sich eine Person zu den Waren bewegt, transportieren spezialisierte Roboter die Waren zur Person, was wertvolle Zeit spart und das Potenzial für verpasste Bestellungen minimiert.

Das harmonische Zusammenspiel von Hardware und Software, verwaltet von Dematic Software, kann schnell und kosteneffizient mit zusätzlichen Regalen und Robotern erweitert werden, wobei der Lagerbetrieb nur minimal gestört wird. Diese Lösung optimiert nicht nur Lagerdichte und Durchlaufzeiten, sondern steigert auch die Kommissionierproduktivität und verbessert die Handhabung sperriger Güter.

Mit diesen fortschrittlichen Technologien setzt Radial neue Maßstäbe im E-Commerce-Fulfillment – und stellt sicher, dass die Mode ihren Weg von den Laufstegen effizient und zuverlässig zum Kunden findet.

Robotik: Lifesaver der Bekleidungsindustrie

Automatisierungstechnologie trägt inzwischen vielen Herausforderungen Rechnung, mit denen Unternehmen in den Bereichen Mode und Textilwirtschaft seit langem zu kämpfen haben: Überfüllte Lagerhäuser, ineffiziente Logistikprozesse und die Erwartung der Endkunden, dass Bestellungen innerhalb weniger Tage oder sogar Stunden geliefert werden.

Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, zukünftige Anforderungen oder Engpässe zu antizipieren und Optimierungen vorzuschlagen. Welche Vorteile das in der Praxis bringen kann, zeigt das Beispiel AS Colour in Neuseeland.

Das 2005 gegründete Unternehmen AS Colour hat sich als Designer, Hersteller und Distributor auf hochwertige Basic-Kleidung spezialisiert und betreibt inzwischen Niederlassungen in Neuseeland, Australien, dem Vereinigten Königreich und den USA. „Aufgrund des Wachstums von AS Colour in den vergangenen fünf bis zehn Jahren haben wir die Kapazitäten vieler Vertriebsanlagen übertroffen. Daher haben wir uns entschieden, eine neue Anlage in Neuseeland zu bauen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden“, sagt Geschäftsführer Lawrence Railton.

Die Multishuttle-Revolution

Zuvor hatte AS Colour ausschließlich auf manuelle Abläufe gesetzt: Lagerarbeiter gingen durch die Regalgänge, suchten nach bestimmten Produkten, nahmen die Ware aus dem Regal, legten sie in einen Wagen und brachten sie zum Versandbereich zum Verpacken. Ein solcher Prozess funktioniert – aber er ist fehleranfällig und kann kaum skaliert werden. Das neue, 7.500 Quadratmeter große AS Colour-Lager dagegen ist mit dem Dematic Multishuttle-GTP-System ausgestattet und ermöglicht eine automatisierte Auftragskommissionierung – was Produktivität und Effizienz deutlich steigert.

Das System umfasst 18 Ebenen mit fast 20.000 Behältern und vier Hochgeschwindigkeits-Arbeitsstationen. AS Colour konnte die Durchsatzrate pro Mitarbeiter um satte 344 Prozent erhöhen. „Das Multishuttle-GTP-System hat unser Geschäft revolutioniert, und wir haben tatsächlich einen großen Anstieg der Verkäufe in Neuseeland verzeichnet, da unsere Kunden sehen, wie schnell und genau wir ihre Bestellungen bearbeiten“, sagt Geschäftsführer Railton.

Neben Künstlicher Intelligenz und Automatisierung bzw. Robotik gibt es noch eine dritte Komponente, die die Bekleidungsindustrie hinter den Kulissen revolutioniert – und zwar Daten. Wie Dematic seinen Kunden auch mit datenbasierten Ansätzen helfen kann, zeigt das Beispiel Benetton Group. Das Unternehmen zählt mit renommierten Marken wie United Colors of Benetton und Sisley zu den bekanntesten Modefirmen weltweit – und hat Dematic mit der Automatisierung seiner Logistikanlagen in Villorba (Italien) beauftragt.

Um die Lagerkapazität und die Auftragsabwicklung zu optimieren, setzte unser Tochterunternehmen auf ein AutoStore™-System mit 60.000 Behältern. In der gesamten Anlage werden die eingehenden Bestellungen von insgesamt 53 mobilen Robotern kommissioniert – und die Dematic Software steuert und verwaltet den gesamten Betrieb. Für den optimalen Ablauf ist die kontinuierliche Erfassung und Analyse von Daten über Lagerbestände, Auftragsstatus und Kommissionierprozesse in Echtzeit inzwischen unerlässlich. Das System kann entscheiden, wo Artikel am effizientesten gelagert werden sollen, um den Zugriff zu beschleunigen und Platz zu sparen. Zudem werden durch die Datenanalyse auch die Kommissionierzeiten erheblich verkürzt, was zu einer schnelleren Auftragsabwicklung und erhöhter Kundenzufriedenheit führt.

Daten schaffen Wachstum

Daten schaffen also Raum, schaffen Effizienz – und ermöglichen damit Wachstum. „Wir haben uns für Dematic entschieden, weil wir an einem Partner mit umfassender Erfahrung im E-Commerce-Sektor und solider internationaler Expertise interessiert waren“, sagt Valentino Soldan, Leiter Logistik bei der Benetton Group: „Wir sind überzeugt, dass die auf AutoStore™ basierende Lösung unsere Geschäftsanforderungen perfekt erfüllt und wir dem zunehmend herausfordernden Markt mit einer strukturierten und technologisch fortschrittlichen Lösung begegnen, die unser Wachstum viele Jahre lang begleiten wird.“

Auch, wenn KION auf den Laufstegen der großen Fashion Weeks in Mailand, Paris oder Berlin selbst nicht in Erscheinung tritt: Hinter den Kulissen spielen die Produkte und Lösungen unserer Marken eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Modebranche. Künstliche Intelligenz, Robotik und datenbasierte Ansätze bilden die Triade der Automatisierung – im Zusammenspiel ermöglichen sie es der globalen Bekleidungsindustrie, mit den wachsenden Anforderungen Schritt zu halten.