Wie wirken sich das rasante Wirtschaftswachstum und die steigende Produktivität in China auf die dort produzierenden Unternehmen aus?
Chen Xiaochun: China hat sich in den vergangenen zwei Dekaden enorm weiterentwickelt, auch was den Wohlstand betrifft. Der durchschnittliche Jahreslohn der Chinesen hat sich zwischen den Jahren 2000 und 2019 nahezu verzehnfacht. Entsprechend werden auch die Arbeitskräfte teurer. Zudem wird auch in China der demografische Wandel spürbar, denn durch die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik fehlt es zunehmend an Nachwuchs, und so entsteht ein hiesiger Fachkräftemangel. Um das Wirtschaftswachstum auch langfristig zu manifestieren, hat die Regierung ihre Strategie „Made in China 2025“ ins Leben gerufen [siehe Info-Kasten]. Hightech-Bereiche werden massiv gefördert. Die Folge: Viele Unternehmen beginnen zu automatisieren – auch in der Intralogistik.
China ist der weltweit größte E-Commerce-Markt. Inwieweit verändern die Online-Bestellungen die Lagerlogistik in China?
Duan Chengwei: „Die Online-Bestellungen und die Erwartungen der Kunden, ihre Bestellungen möglichst schnell geliefert zu bekommen, führt in China zu einem immer größeren Bedarf an hocheffizienter Lagerlogistik. Der rasante Ausbau der chinesischen Informations- und Netzwerktechnologie hat die nötigen Bedingungen für eine intelligentere Automatisierung bereits geschaffen. Das wird jetzt zunehmend umgesetzt.“
Chen Xiaochun: „Vor dem makroökonomischen Hintergrund von Industrie 4.0 und ‚Made in China 2025‘ gibt es drei treibende Kräfte für das schnelle Wachstum des chinesischen Automatisierungsmarktes: eine schnelle Technologieanpassung, eine angemessene Kapitalrendite durch Kostenoptimierung und ein großes Digital-Faibel von Unternehmenskunden. Zudem wirken sich Fördermaßnahmen der Regierung positiv auf den Automatisierungstrend aus.“
Bleiben wir beim E-Commerce. Welche besonderen Anforderungen gibt es in China?
Duan Chengwei: „Händler sehen im Wesentlichen zwei Herausforderungen: Erstens müssen sie sich gleichzeitig um Online- und Offline-Vertriebswege kümmern und zweitens müssen sie in der Hochsaison-Phasen, zum Beispiel bei groß angelegten Internet-Einkaufsfestivals wie 11.11, gleichzeitig Bestellungen und Rücksendungen schnell und effizient meistern. In der Regel sind die Lagerbestände für E-Commerce und dem stationären Handel noch getrennt. Nicht so bei Dematic. Als Intralogistik-Spezialist setzen wir in China auf die gemeinsame Lagernutzung beider Geschäftsmodelle. Das bedeutet für den Kunden eine höhere Auslastungsrate der Anlagen sowie eine größere Arbeitseffektivität.“