Das Retourenmanagement wurde zum Stolperstein
Entsprechend groß ist das Paketvolumen am Firmensitz im fränkischen Bad Rodach: Mindestens 700 Sendungen verlassen das Distributionszentrum der HABA-Firmenfamilie pro Stunde. Doch viele Kunden ordern von vornherein mehrere Alternativen und schicken alles bis auf den Favoriten zurück. Genau hier stieß das manuelle Retourenmanagement der HABA-Firmenfamilie vor zwei Jahren an seine Grenzen – denn aufgrund der Vielzahl der Retouren vergingen oftmals Tage, bis die einwandfreien „A-Retouren“ wieder für den Verkauf bereitstanden. „Unser Retourenmanagement war den Dynamiken des heutigen E-Commerce schlicht nicht mehr gewachsen“, erklärt sich Torsten Kreußel, Leiter Prozessmanagement, Produktion und Logistik bei der HABA Group B.V. & Co.KG.
Aus diesem Grund ging die HABA-Firmenfamilie vor zwei Jahren auf die Suche nach einer automatisierten Lösung, die gleich mehrere Anforderungen erfüllen sollte: Zum einen sollte sie sich nahtlos in den begrenzten Platz der historisch gewachsenen Bestandsanlage einfügen. Zum anderen sollte die Implementierung erfolgen, ohne den laufenden Betrieb zu unterbrechen. Unter zahlreichen Mitbewerbern nahm auch Dematic an der Ausschreibung teil – mit mutigen Ideen und einer bemerkenswerten Vorgeschichte.
Erfindergeist, der verbindet
Nicht nur die HABA-Firmenfamilie, sondern auch Dematic hat in Deutschland eine lange Tradition vorzuweisen. Und wie es der Zufall wollte, hatte es in der Geschichte der beiden Unternehmen bereits einen gemeinsamen Berührungspunkt gegeben. 1998 hatte Dematic – oder besser gesagt Demag, wie der Vorläufer der heutigen Firmierung hieß – ein automatisches Kleinteilelager (AKL) im Bad Rodacher Unternehmen installiert, das noch bis heute dort im Einsatz ist. Das Besondere an dem „Miniload“: Es war der erste Testlauf für ein neues System von Dematic, das komplett ohne sogenannte „Trays“ auskommt, d. h. der Kran bewegt die Waren in die höheren Regalebenen, ohne dass dazu ein stabilisierendes Tablett unter die Kartons platziert werden muss. „Schon damals hat die HABA-Firmenfamilie uns das Vertrauen geschenkt, dass wir dort eine neue Technologie zum ersten Mal in die praktische Umsetzung bringen konnten“, erklärt Winnie Ahrens, Senior Sales Manager bei Dematic, die auch das aktuelle Projekt bei dem Spielwarenspezialisten betreut hat.
Im Auswahlverfahren für das Retourenmanagement überzeugte Dematic diesmal mit einem Taschensortiersystem, das unter der Decke installiert wird. „Die Idee, den bis dato ungenutzten Luftraum unserer Logistikflächen für einen flexiblen Taschensorter zu nutzen, hat uns sofort zugesagt“, erklärt Kreußel. Die Umsetzung der Idee gestaltete sich allerdings als echte Herausforderung, wie Ahrens erzählt: „Die Installation war aufgrund des alten Gebäudes und der vorhandenen Strukturen sehr anspruchsvoll, hier hat unser Team ganze Arbeit geleistet und das buchstäbliche Kamel durchs Nadelöhr geführt.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wie eine gewaltige Kugelbahn windet sich das System aus Überkopfschienen nun durch das Distributionszentrum der HABA-Firmenfamilie.