Wer die Halle 2C im Aschaffenburger Werk des KION Tochterunternehmens Linde Material Handlings betritt, wird dort Zeuge eines ganz besonderen Schauspiels: „Thelma“ und „Louise“ heißen die beiden glänzend weißen, gigantisch großen Handhabungsroboter, die in der automatischen Rahmenschweißanlage seit 2019 im Einsatz sind. Während sie die sperrigen Rahmen und Fahrerschutzdächer innerhalb der sorgfältig abgeschotteten Fertigungslinie immer wieder aufnehmen und andernorts ablegen, sind ihre Bewegungen in ständigem Fluss. Der Zweck ihrer perfekten Choreografie ist es, die Bauteile innerhalb der Linie von Station zu Station zu bewegen, damit dort ihre kleineren „Kollegen“ – 28 Schweißroboter und sechs Messroboter – ihren jeweiligen Prozessschritt verrichten können. Die menschlichen Kollegen stellen lediglich die benötigten Teile und Materialien bereit – alles andere übernehmen die Roboter, denen die sprießenden Funken und hohen Temperaturen nichts anhaben.
Höchste Präzision und Sicherheit beim Schweißen
Der Tanz der Riesen ist perfekt getaktet: Alle 14 Minuten verlassen je ein Rahmen und ein Fahrerschutzdach die An¬lage vollständig verschweißt und umfassend geprüft. Während die Qualitätskontrolle der Schweißarbeiten bei konventionellen Produktionsmethoden stichprobenartig stattfand, ist das Vermessen der gefertigten Produkte nun fester Bestandteil des vollautomatisierten Prozesses. Jede Bohrung und jede Schweißnaht wird von den Messrobotern gescannt, jede kleinste Abweichung wird sofort erkannt.
„Der Einsatz von Robotik ist nicht nur der Prozesssicherheit und Qualität zuträglich, sondern verbessert auch den Gesundheitsschutz im Werk“, erklärt Jürgen von Derschau, Verantwortlicher für Global Industrial Engineering und Operational Excellence bei KION ITS EMEA. „Die schwere, körperlich zehrende Schweißarbeit wird von Maschinen übernommen – diesen Standard haben wir nicht nur in Aschaffenburg, sondern mittlerweile in allen europäischen KION Werken geschaffen.“
Das Besondere an der Anlage in Aschaffenburg ist aber, dass nicht nur die einzelnen Schweißschritte, sondern auch das komplette Handling dazwischen vollautomatisiert ist. „Somit ist die automatische Rahmenschweißanlage hier wirklich führend und einzigartig in der Fertigung von Flurförderzeugen“, so von Derschau. Einzigartig soll sie aber im KION Kosmos nicht bleiben. So entsteht aktuell im französischen KION Werk in Châtellerault eine ebenfalls verkettete Anlage zum vollständigen Schweißen der Chassis für die dort hergestellten Elektrohubwagen.
Vollautomatisierte Fertigungslinie für Achsgetriebe
Rund 500 Kilometer weiter östlich am KION Standort nahe der Weltkulturerbe-Stadt Krumau an der Moldau in Tschechien hat die vollautomatisierte Fertigungslinie längst Einzug gehalten. „Krumau ist mittlerweile einer unserer Vorzeigestandorte, wenn es um Robotik und Automatisierung geht“, berichtet von Derschau nicht ohne Stolz. Intelligente Maschinen spielen hier gleich in mehreren Prozessen rund um die Fertigung von Lenk- und Antriebsachsen für die Stapler der KION Group Marken eine wichtige Rolle.
So werden schon seit Jahren die CNC-Fräsen, die die Radwellen, Gehäuse und weitere Unterbaugruppen für die Getriebefertigung herstellen, von Robotern bestückt. Ein Roboterarm nimmt die Teile nach dem hochpräzisen Fräsen auf und übernimmt das Handling verschiedener Prozessschritte (wie zum Beispiel das Entgraten und die Reinigung der Teile), bevor sie zur ebenfalls automatisierten Getriebefertigung überführt werden.