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Die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus spricht über 5G, KI und Digitalisierung

Digitalisierung wandelt Deutschland. Für die einen ist es ein Fluch, weil sie sich überfordert und abgehängt fühlen. Für die anderen ist es ein Segen, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Anforderungen an die Digitale Transformation können im Bundesland Hessen konkret adressiert werden: Bei Prof. Dr. Kristina Sinemus. Sie ist seit Januar 2019 Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung. Wir haben mit der Ministerin über wichtige Trend-Themen wie Künstliche Intelligenz (KI) oder 5G und über die Bedeutung der landesweiten Digitalstrategie für die KION Group gesprochen.

2022-11-24

Frau Sinemus, kurz und knapp: Was sind Ihre Aufgaben? Und was haben Sie bisher erreicht?

Als Ministerin bündele und koordiniere ich das Thema Digitales in Hessen über alle Ressourcen hinweg. Ich habe in unserem Bundesland neue Akzente in den Bereichen gesetzt, die ich für zukunftsträchtig halte. Das sind beispielsweise Themen wie die Künstliche Intelligenz oder die Digitale Transformation, aber auch Maßnahmen, wie wir unsere Kommunen und den ländlichen Raum in Sachen Digitalisierung stärken können.

Digitalisierung ist ein riesengroßer Begriff. Die einen verbinden damit eine digitale Zukunft, in der Drohnen die Pizza nach Hause liefern und wir im Metaverse leben. Andere fühle sich durch die Digitalisierung abgehängt. Und eine weitere Gruppe klagt über den mangelnden Netzausbau und die fehlende Digitalisierung in Behörden. Was sagen Sie Bürgerinnen und Bürgern, die die Digitalisierung in Hessen kritisieren?

Ich höre von ganz vielen Bürgerinnen und Bürgern, dass für sie ein guter Mobilfunkempfang gleich Digitalisierung ist. Das ist genau der springende Punkt: Digitalisierung ist für viele ein abstrakter Begriff. Alle verbinden nur das mit Digitalisierung, was sie aus ihrem Alltag kennen. Aber was Digitalisierung bedeutet, also welche Möglichkeiten sie bietet – ob in der Bildung, dem Gesundheitswesen oder im Wirtschaftssektor – das ist vielen nicht bewusst. Die Themen Co-Working-Space, Roboter oder Einkaufen im Metaverse haben, glaube ich, viele noch nicht im Blick, weil es ihnen schlicht und einfach noch niemand erklärt hat. Und deshalb sehe ich es als meine Aufgabe an, mit den Bürgerinnen und Bürgern zu reden und aufzuzeigen, an welchen Stellen ihnen die Digitalisierung nutzt.

Kurzvorstellung – Wer ist Kristina Sinemus?

Prof. Dr. Sinemus ist Digitalministerministerin für Digitale Strategie und Entwicklung in Hessen. Sie kommt aus der Wirtschaft und war Unternehmerin, bevor sie 2019 Staatsministerin wurde. Privat ist sie Mutter von zwei Töchtern und großer Fan vom analogen Shoppen in der Wiesbadener Fußgängerzone.

Beim gewünschten Mobilfunkempfang sind wir natürlich direkt bei 5G. Vermutlich brauchen wir den Mobilfunkstandard nicht kurzfristig überall in Deutschland. Aber gerade wir als KION Group bieten unseren Kunden die Automatisierung von Warenlagern, KI-gesteuerten Systeme und autonome Fahrzeuge. Dafür sind enorme Datenmengen nötig. Daher ist die Weiterentwicklung der Netzgeschwindigkeit auch kurzfristig sehr wichtig für uns. Welche Rolle spielt 5G für das Ministerium?

Mit dem Zukunftspakt Mobilfunk zwischen der hessischen Landesregierung sowie den drei großen Mobilfunknetzbetreibern Telefónica, Deutsche Telekom und Vodafone, wollen wir die Mobilfunkversorgung in Hessen auf ein noch höheres Level heben. Für uns spielt 5G eine ganz entscheidende Rolle. Wir haben den 5G-Ausbau direkt zu Beginn in unsere Zukunftsstrategie aufgenommen. Ohne 5G oder 5Gplus (was nochmal eine bessere Übertragung bedeutet) werden wir weder die digitale Transformation bei der Übertragung von Gesundheitsdaten schaffen, noch werden Menschen in Logistikunternehmen wie ihrem zukunftsfähig arbeiten können. Wir brauchen den 5G-Standard für Warenlager, für autonomes Fahren, aber auch zur Übertragung von Informationen bei Produktionsprozessen.

Im Januar 2022 unterzeichnete die Hessische Landesregierung gemeinsam mit der Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland und Vodafone den „Zukunftspakt Mobilfunk für Hessen“.

Neben 5G ist die KI ein weiteres, wichtiges Trendthema. Bei KION findet man Künstliche Intelligenz beispielsweise in Bots oder in der Forschung und Entwicklung in Robotern. Uns interessiert das Thema brennend! Was bedeutet KI für Sie?

Erstmal muss man einmal überlegen: Was ist überhaupt Künstliche Intelligenz? Der Begriff als solcher ist irreführend, denn er suggeriert, dass es ein Wesen gäbe, das schlauer ist als wir. Genau diese Vorstellung von einem KI-Wesen ist oft das, was manchen Menschen Angst macht. Letztlich ist Künstliche Intelligenz aber nichts anderes als die Optimierung von Prozessen oder die Simulation von Prozessen durch Algorithmen. Nicht mehr und nicht weniger.

Sie haben die Initiative „KI made in Hessen“ ins Leben gerufen. Was genau passiert da, und wofür setzen Sie sich ein?

Wir haben in Hessen eine große Dichte an Forschungs- und Universitätseinrichtungen. Diese Institutionen haben ein enormes Knowhow und wollen insbesondere die KI, die auch im Ingenieurswesen eine große Rolle spielt, voranbringen. Deshalb haben wir uns mit dem Wirtschafts- und dem Wissenschaftsministerium des Landes zusammengetan und uns überlegt, wie wir KI gemeinsam fördern können. Als Resultat haben wir ein eigenes Forschungsinstitut auf den Weg gebracht: Das ‚hessian AI‘ . Dort wird geforscht, wie wir KI weiterentwickeln können – für neue Anwendung, aber auch, um KI besser zu verstehen.

Prof. Dr. Kristina Sinemus, die Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung des Landes Hessen, wurde in ihrem Büro in Wiesbaden, Deutschland, interviewt.

Und an welcher Stelle bzw. wie kommt bei „KI made in Hessen“ die Wirtschaft mit ins Spiel?

Um KI verwenden zu können, braucht es eine spezielle Recheninfrastruktur, damit die enormen Datenmengen genutzt werden sollen. Deshalb möchten wir möglichst viel Recheninfrastruktur für die Forschung zur Verfügung stellen. Und, um überhaupt Produkte und KI in die Zukunft zu denken, müssen Start-Ups sowie kleine und mittelständische Unternehmen ausprobieren können, wie KI-Produkte überhaupt aussehen könnten. Dafür möchten wir gemeinsam mit dem Verband der deutschen Ingenieure eine eigene Testumgebung einrichten, in dem KI-Anwendungen ausprobiert werden können. Zusammenfassend kann man sagen: Wir möchten einerseits unsere große Forschungsexpertise und andererseits die vielen Anwendungsmöglichkeiten mit der Wirtschaft in Hessen nutzen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mithilfe der KI in Hessen zum Silicon Valley in Europa werden können.

Das klingt nach einem sehr großen Vorhaben. Wo wir gerade bei Zukunftsvisionen sind: Wie sieht Hessen im Jahr 2030 aus?

2030 gibt es in Hessen überall 5G und Glasfaser an jedem Haus. 2030 haben unsere Einwohner verstanden, dass die Digitalisierung ihnen im Alltag nützlich ist – und vor allem wie. Die Themen Gesundheit und Telemedizin werden deutlich aktiver genutzt. Wir werden vor allem den ländlichen Raum gestärkt und dort mit Hilfe der Digitalisierung neue Arbeitsplätze geschaffen haben. Wir werden eine prosperierende Wirtschaft haben, weil wir die digitale Transformation geschafft haben. Wir werden mehr Frauen im Handwerk haben, weil sie Digitalkompetenz mitbringen und wir werden ganz selbstverständlich mit dem Thema Mobiles Arbeiten umgehen. Insoweit haben wir noch ein gutes Stück des Weges zu gehen, aber wir stellen jetzt die Weichen, um ein starker, digitaler Standort zu werden.

LAGER-Feuer Podcast

Das Interview mit Digitalministerin Kristina Sinemus ist Teil des „LAGER-Feuer“ Podcasts, in dem wir mit spannenden Persönlichkeiten aus der weiten Welt der Lagerlogistik sprechen. Der KION Podcast handelt von der Intralogistik der Zukunft und beschäftigt sich mit wichtigen Trends wie 5G, Künstlicher Intelligenz und Autonomem Fahren. Neugierig geworden? Hier geht es zu weiteren Podcast-Folgen.

Sie haben die hessische Wirtschaft bereits angesprochen. Auch wir sind ein hessisches Unternehmen: Unsere weltweite Konzernzentrale ist am Frankfurter Flughafen beheimatet und unsere Tochtermarke Dematic sitzt in Heusenstamm. Welchen Beitrag können wir als Unternehmen leisten, damit die Digitalstrategie umgesetzt wird?

Seien Sie Resonanzboden und tragen Sie weiter, dass wir gemeinsam digitale Zukunft entwickeln wollen – gerade auch in der Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und versuchen Sie mit uns gemeinsam visionär zu sein und für ein Hessen zu stehen, in dem Digitales ein Zuhause hat.

Gibt es etwas, dass Sie sich für die Zukunft wünschen?

Ich fände es gut, wenn es auch auf Bundeseben einen solchen Digitalbereich gäbe, in dem die Dinge gebündelt und koordiniert werden. Denn ich bin überzeugt, dass die digitale Entwicklung so schnelllebig ist, dass wir eine zentrale Stelle brauchen, die den Überblick behält. Diese Bündelung von Digitalthemen benötigen wir eigentlich nicht nur auf Bundesebene, sondern für ganz Europa. Denn am Ende des Tages werden wir in Hessen einen europäischen Standort entwickeln.