Joachim Tödter, Senior Director Technology & Innovation bei KION, prägt das Thema seit vielen Jahren und treibt es immer weiter voran. Er weiß: Die Branche steht vor einem Paradigmenwechsel – weg von starren Systemen, hin zu dynamischen, offenen und KI-gesteuerten Abläufen. Dabei kommt neuronalen Netzen eine immer größere Bedeutung zu. Was das ist, erklärt er uns im Interview.
Herr Tödter, wann haben Sie damit angefangen, die Zukunft von KION zu erforschen?
Vor etwa 20 Jahren, ich habe damals in der Vorentwicklung gearbeitet. Damals gab es vorausschauende Vertriebskollegen, die nah am Kunden waren und die Ansicht vertraten, dass die Zukunft in flexibler Automatisierung liegt. Ich habe das ernst genommen und wir haben früh angefangen, zukunftsweisende Lösungen zu kreieren. Schon 2008 haben wir ein Pilotprojekt beim Kunden abgeliefert mit Fähigkeiten, die ihrer Zeit weit voraus waren: Eine Verschieberegalanlage mit Regalhöhen von bis zu acht Metern, die im Mischbetrieb manuell und automatisiert zum Einsatz kam.
Die Automatisierung ist also schon aus den Kinderschuhen raus?
Ja, man muss sich verdeutlichen: Fahrerlose Transportsysteme gibt es im Grunde seit 30 Jahren. Bislang war aber jede Inbetriebnahme ein eigenes Projekt und jede Anpassung war mit komplexen Konfigurationsaufwendungen verbunden. Hier setzen wir nun an: Bessere Sensorik und ausgefeilte Hard- und Software machen die Fahrzeuge flexibler einsetzbar. Das wird in Zukunft so weit gehen, dass der Einrichtungsvorgang komplett wegfallen dürfte, weil die Fahrzeuge sich künftig direkt selbst justieren und orientieren. Verändert sich das Warenlager, erkennt die Maschine dies und ‚denkt‘ mit. Der Trend geht also weg von starrer Automatisierung hin zu mehr Flexibilität. Ein gutes Beispiel hierfür ist STILLs Engagement mit dem Projekt ‚IMOCO under Industry4.E‘. Die Vision ist hier, dass sich FTF (Fahrerlose Transportfahrzeuge) mithilfe moderner Sensorik und KI völlig selbstständig in einem Lagerhaus bewegen – und auch Hindernisse umfahren. Dabei kommen Kameras, Radar und Laserscanner ins Spiel, und mithilfe von Künstlicher Intelligenz sind die FTF auch in der Lage, umliegende Objekte zu klassifizieren.