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Design bei Gabelstaplern: aus futuristischer Vision wird perfekte Interaktion

Beim Thema Design denken die meisten wohl erst einmal an die Ikonen aus der Welt der Möbel, Mode, Architektur und Automobile: der berühmte Caféhausstuhl von 1859, das legendäre Tweed-Kostüm von Coco Chanel aus dem Jahre 1954, die klare Formensprache der Bauhaus Schule in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts oder die unverwechselbare „Flyline“ des Porsche 911 seit 1963. Doch auch in den Gabelstaplern und Lagertechnikgeräten der KION Marken STILL und Linde Material Handling steckt mehr Design, als sich auf den ersten Blick vermuten ließe. Dafür setzen die KION Marken auf visionäre Konzeptstudien – und auf Experten aus der Automobilbranche.

2021-10-13

Ein zentrales Leitprinzip im Design lautet: „Form follows function“ (Dt. „Die Form folgt der Funktion“). So entstand auch die charakteristische, stromlinienförmige Silhouette des ersten Porsche 911 Modells, das 1964 auf den Markt kam – der Grundbaustein für zahlreiche Fahrzeug-Generationen, die seitdem folgten und trotz der technologischen Weiterentwicklung des Modells ihre unverwechselbare Identität bewahrt haben. Das gilt übrigens nicht nur für Sportwagen, sondern auch für Gabelstapler. Denn niemand Geringeres als die Profis von Porsche Engineering , eine hundertprozentige Porsche-Tochter und Technologiepartner für unterschiedliche Entwicklungen im Automobil-Umfeld und darüber hinaus, sind am Entwicklungs- und Designprozess der Stapler der KION Tochtermarke Linde Material Handling beteiligt. „Als starke Marke ist es der richtige Weg, die eigenen Produkte intelligent weiterzuentwickeln und dabei gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit nicht aus den Augen zu verlieren“, betont Stefan Stark, der seit 1995 für die sogenannte Porsche-Kundenentwicklung als Designer auch für Linde Material Handling tätig ist. So hat er auch bei der Gestaltung der Baureihe 12XX, aus der die neuen Elektrostapler E20 – E35 sowie der X20 – X35 hervorgegangen sind, die kreative Gestaltung der Fahrzeuge geleitet.

Designskizze des Linde X20 – X35 von Stefan Stark, Designer bei Porsche Engineering

Kreativität und Funktionalität entfalten sich im technischen Korsett

Die Herausforderungen beim Design eines Staplers ähneln denen eines Sportwagens: Der Spielraum für gestalterische Freiräume ist begrenzt, die Liste an technischen Vorgaben lang. Produktmanager und Entwickler geben beispielsweise Fahrzeuglänge, die Höhe der Fahrerkabine oder des Kopfraums vor. Ziel ist es dann, mit Hilfe des sich ständig weiter entwickelnden Designs, das Fahr- und Bedienerlebnis für den Anwender immer weiter zu optimieren. Die Bedeutung des Designs geht aber weit darüber hinaus, denn jedes gestalterische Element ist eng verknüpft mit den Linde Material Handling Markenwerten wie Zuverlässigkeit, Effizienz und Vertrauen – und spiegelt damit die hohen Qualitätsstandard der KION Marke wider. „Mit maximaler Kreativität den vorhandenen Spielraum ausnutzen und das bestmögliche Ergebnis rausholen, das ist der spannende Aspekt an diesem Prozess und fast anspruchsvoller, als wenn man völlig Freihand hat“, bringt Stefan Stark an.

Ideen für eine perfekte Mensch-Maschine-Interaktion

Apropos Hand: Nicht nur bei der optischen Gestaltung der Stapler, sondern auch beim Interieur, etwa den Steuerungselementen, wurden Erfahrungen aus der Sportwagen-Entwicklung angewandt, die zu einer verbesserten Interaktion zwischen Mensch und Maschine beitragen. Beim Multifunktionshebel von Linde Material Handling zum Beispiel hatte das Studio F. A. Porsche seine Finger im Spiel: Das Design-Studio entwickelt seit den 1970er Jahren Patente für Industrieprodukte namhafter Hersteller – so auch für Linde Material Handling. Um den Multifunktionshebel aus der Taufe zu heben, hat das Logistikunternehmen zunächst mit dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation ein ergonomisches Modell entworfen, das sich exakt am Vorbild der menschlichen Hand orientiert und an dem sich sämtliche Fingerglieder und Bereiche der Handfläche bewegen lassen. Auf Basis dieser Studie wurde dann die Form des „Human Machine Interfaces“ mit dem Porsche Design Studio entwickelt. Die Form des Linde Multifunktionshebels ist exakt an die menschliche Anatomie angepasst. Dadurch liegt die Hand des Fahrers in ihrer natürlichen, entspannten Haltung auf dem Bedienhebel, der eine nahezu organische Verbindung zwischen Fahrer und Fahrzeug herstellt. So ist nicht zuletzt dank der Zusammenarbeit zwischen Linde Material Handling, dem Fraunhofer Institut und den Porsche Design Experten eine maximale Ergonomie und einfache, schnelle Bedienung garantiert – und das Grundprinzip „form follows function“ in Perfektion umgesetzt.

Bei der Entwicklung des Multifunktionshebels von Linde Material Handling haben Porsche Design und das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation mitgewirkt.

Funktionelles Fahrzeug, futuristische Vision

Dass nicht nur auf dem Genfer Automobilsalon, sondern auch auf den Intralogistikmessen dieser Welt spektakuläre Konzeptstudien für Furore sorgen, bewies die KION Tochtermarke STILL im Jahr 2011 mit der Designstudie cubeXX. Mit dem wandelbaren voll-automatisierten sowie ressourcenschonenden Konzept hat STILL ein Fahrzeug mit intelligenter Mensch-Maschine-Schnittstelle entwickelt, das Aufgabenstellungen in Logistik und Produktion mit einem immer weiter zunehmenden Grad der Vernetzung effizient lösen kann. Außerdem kann sich der Prototyp des cubeXX in unterschiedliche Formen und Geräte transformieren und vereint so mehrere Funktionen in einem Fahrzeug – getreu dem Motto „form follows function“. Auch wenn der cubeXX als Studie und nie in Serie produziert wurde, hat er dennoch den Weg für weitere Innovationen geebnet: „Wir entwickeln zuerst visionäre Konzepte und setzen dann daraus wichtige Elemente und Teillösungen in laufende Entwicklungen ein“, sagt Henning Wagner, Brand Management & Planning bei STILL. „Natürlich sind auch bereits einige Ideen aus dem cubeXX in Serienfahrzeugen integriert worden – wenn auch nicht ganz so futuristisch wie die Entwürfe.“

Der Prototyp des cubeXX konnte sich in unterschiedliche Formen und Geräte transformieren und vereint so mehrere Funktionen in einem Fahrzeug.

Denn zugegeben: Der Design-Aspekt spielt beim Kauf eines Gabelstaplers eher eine nachgelagerte Rolle, zunächst sind eher das Image und die Qualität einer Marke wichtig, so Henning Wagner. Beide Faktoren werden im Laufe des Kaufprozesses durch den psychosozialen Nutzen, das Fahrzeugdesign, unterstützt. Im Vergleich mit anderen Fahrzeugangeboten kann das Design sich so als ein entscheidendes Kaufentscheidungsmerkmal herausstellen. Dennoch bleibe es schwer, für Design einen messbaren Wert zu definieren. „Hauptausschlaggebend für die Kaufentscheidung sind immer noch die Wertschätzung der Kunden für die Qualität, die Marke und das Versprechen, das sie damit kaufen. Aber wir beobachten, dass sich der Stellenwert von Design in den vergangenen Jahren verändert hat und es eine immer größere Rolle spielt“, schildert Wagner. Die Aufgabe der Designer ist und bleibt auch in Zukunft – neben dem „äußerlichen Erscheinungsbild“ – vor allem eine intuitive Interaktion zwischen Fahrzeug und Bediener zu ermöglichen. Denn diese spiegelt sich in deutlichen Mehrwerten für den Kunden, etwa in gesteigerter Ergonomie und Effizienz, wider.

Freundlicher Kollege oder anonymer Kühlschrank?

Der Blick in die Zukunft bleibt auch für die Designer spannend. Mit der rasant fortschreitenden Automatisierung stellt sich zum Beispiel die Frage, was eigentlich mit Gabelstaplern und ihrem Aussehen geschieht, sollte die Fahrerkabine bald komplett entfallen. Und: Muss man autonome Geräte überhaupt designen? „Aktuell ist das noch kein dominierendes Thema bei uns, auch wenn wir bei manchen Entwürfen schon damit experimentieren und bestehende Geräte adaptieren“, sagt Stefan Stark. Aktuell spiele Design im Zusammenspiel mit dem Menschen noch die größte Rolle. Dennoch sollte das äußere Erscheinungsbild bei fahrerlosen Transportsystemen (FTS) der kommenden Generationen nicht außer Acht gelassen werden, bekräftigt der Designer: „Ich denke auch bei autonomen Geräten wird die Ästhetik eine gewisse Rolle spielen. Sehen Roboter in Zukunft wie anonyme Kühlschränke oder wie sympathische Helfer und Freunde aus, die einen im Arbeitsalltag begleiten?“ Wir lassen uns überraschen!