Bei gutem Design geht es oftmals um den Wiedererkennungswert. Haben die Linde-Stapler dieses EINE Design-Element, das sie von anderen unverwechselbar macht?
Ich weiß noch genau, als 1985 der Linde 351auf den Markt kam. Das war der erste Stapler, den die Porsche Kundenentwicklung für Linde designt hat. Wo heutzutage Jaguars und Porsches in der Abflughalle des Frankfurter Flughafens ausgestellt sind, stand damals der 351. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht für Porsche tätig, aber für mich war dieser Stapler mit der abgekoppelten Kabine ein beeindruckendes Statement. Der 351 wurde zur Ikone für Gabelstapler schlechthin und wegweisend für den gesamten Bereich der Industriefahrzeuge. Wie der 351 haben wir auch heute noch ein sehr emotionales und dynamisches Design. Wir versuchen natürlich, die Form weiterzuentwickeln und haben nach und nach zusätzliche Design-Elemente zu einer ‚Ikonografie’ hinzugefügt, die heutzutage einen Linde ausmachen. Eines ist die so genannte ‚Shark-Fin’, also die graue ‚Haifisch-Finne’ auf der Seite, auf der ‚Linde’ und die Typbezeichnung zu lesen sind. Die Ursprüngliche Idee für diese ‚Shark-Fin’ war es, die Seite von Gabelstaplern, die bei manchen Fahrzeugen sehr hoch und sehr voluminös ist, optisch aufzubrechen. Man hat also nicht mehr nur eine riesige rote, seitliche Fläche, sondern kann die Proportionen besser variieren und gleichzeitig den Markennamen hervorheben. Ein anderes Beispiel ist die Dreidimensionalität in den Seitenteilen und dem Gegengewicht, die es uns ermöglicht unser Know-how aus dem Automobil-Design einzusetzen, um den Fahrzeugen eine höhere optische Wertigkeit und Agilität zu verleihen. Dynamik und Sicherheit vermitteln auch die schräg gestellten hinteren Doppelsäulen, die eine konstruktive Voraussetzung für die Linde-typischen obenliegenden Neigezylinder sind.
Porsche Engineering arbeitet seit Jahrzehnten mit Linde MH zusammen. Wie haben sich die Aufgaben und Prozesse im Laufe der Jahre verändert?
Grundsätzlich werden die Projekte und die Erwartungen immer anspruchsvoller. Das kommt daher, dass immer mehr Komponenten in einen Stapler integriert werden müssen und es mehr Synergien zwischen den Modellreihen gibt, ohne dass die Fahrzeuge wachsen sollen. Bedingt durch moderne Prozesse ist die Arbeit heutzutage simultan und wir tauschen ständig CAD Daten mit der Konstruktion aus, wo früher erstmal ein physisches Model gebaut wurde und dann die konstruktive Umsetzung erfolgte. Materialien und Fertigungsprozesse haben sich bei Gabelstaplern nicht grundlegend geändert; werden aber immer wieder neu aufeinander abgestimmt und optimiert. Die Elektronik und Digitalisierung wirkt sich vor allem auf den Fahrerarbeitsplatz aus und ermöglicht unterschiedliche Bedienkonzepte, Assistenzsysteme und Informationsinhalte. Für verschiedene Projekte hat Porsche Engineering in der Vergangenheit Ergonomie-Studien durchgeführt, aus denen das sogenannte ‚Ergonomie-Dreieck’ entwickelt wurde und eine aus Sicht von Linde ideale Sitz - und Fahrposition definiert. Nach und nach sind dann neue Innovationen hinzugekommen, die viel Detailarbeit verlangen, wie zum Beispiel die Joystick-Bedienung ‚Linde Load Control’. Die befindet sich auf der Armlehne auf der rechten Seite und ist vielfach kopiert worden. Als neueste alternative Bedieneinheit haben wir den Multifunktionshebel entworfen, der in Zusammenarbeit von Linde, dem Fraunhofer Institut und Porsche Engineering entwickelt wurde und weniger wie ein Hebel wirkt, sondern eher einer Computer-Maus ähnelt.