Alle Stories
3 min

Shin Yamashita kuriert die Bauchschmerzen unserer Kunden

In der Welt der Intralogistik und Automatisierung gibt es viele Experten. Shin Yamashita, Director of Consulting Engineering bei Dematic, trägt mit seiner Arbeit wesentlich zur Weiterentwicklung in diesem Bereich bei. Mit einem Ansatz, der mehr an einen erfahrenen Arzt als an einen typischen Ingenieur erinnert, geht Shin logistische Herausforderungen kreativ und unkonventionell an. Seine Mission? Die oft verborgenen "Bauchschmerzen" der Kunden zu diagnostizieren und zu heilen, indem er Lösungen entwickelt, die weit über konventionelle Ansätze hinausgehen.

2024-11-13

Es ist spät abends im Büro von Shin Yamashita, sei es in Singapur oder Deutschland. Der Raum ist in das sanfte Licht einer Schreibtischlampe getaucht. Herr Yamashita sitzt am Schreibtisch, umgeben von Stapeln von Kundenberichten, Marktanalysen und technischen Zeichnungen. Seine Augen wandern zwischen dem Bildschirm seines Computers und den mit Notizen übersäten Whiteboards hin und her. Hier ist der Entwickler von Dematic in seinem Element – zwischen Bergen von Wissen, Zahlen und Diagrammen. Er begann seine Karriere einst als Systemberater und in der Lösungsentwicklung, wo er ein Gefühl dafür entwickelte, dass das System harmonisch funktionieren sollte. Der Motor hinter Innovationen unseres Tochterunternehmens Dematic sind Köpfe wie er – kreative Denker, die mehr als nur Ingenieure sind. Sie verbinden technisches Know-how mit der Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszublicken.

Shins Herangehensweise an Innovationen ist ebenso unkonventionell wie effektiv. Statt sich auf vorgefertigte Lösungen zu verlassen, beginnt er jeden Innovationsprozess mit einer gründlichen Untersuchung der Kundenprobleme. „80 Prozent meiner Arbeit bestehen darin, eigene Ideen zu entwickeln und mit anderen Branchenexperten zu interagieren", erklärt er: "und um auf Ideen zu kommen, braucht man Wissen, Erfahrung und ein Verständnis für die Schmerzpunkte und versteckten Bedürfnisse der Kunden." Ein bedeutendes Projekt von ihm ist eine softwaregesteuerte Auftragsabwicklung, die das Betriebsprinzip der Dematic Multishuttle-Pickstation und eine Routing-Lösung umfasst. Diese Lösung fügt notwendige Funktionen hinzu, indem sie lediglich die Software updatet ohne mechanische Änderungen vorzunehmen. So funktioniert Innovation bei Dematic: „Individuelle Ideenfindung und kreative Prozesse“, sagt Shin.

Dieser Prozess, den Yamashita als "Upstream"-Prozess bezeichnet, bildet das Fundament seiner Arbeit. Er kombiniert dabei geschickt Top-Down- und Bottom-Up-Ansätze zur Ideenfindung. "Manche Ideen entstehen in nur wenigen Stunden", gibt er zu: "Aber selbst, wenn die Idee gut ist, ist sie nutzlos, wenn niemand sie will."

Nach der initialen Ideenfindung folgt deshalb ein kritischer Schritt: die Validierung. "Ich spreche mit Branchenexperten innerhalb von Dematic", beschreibt Shin sein Vorgehen. Die Idee verlässt gewissermaßen das „stille Kämmerlein“ und bekommt ihren Reality-Check. "Man muss herausfinden, wie anwendbar die Idee für Dematic-Lösungen ist und wie wahrscheinlich es ist, dass sie funktioniert." Dabei behält Shin stets den Markt und die Konkurrenz im Auge – um sicherzustellen, dass die entwickelten Lösungen nicht nur innovativ sind, sondern auch dazu beitragen, die grundlegenden Probleme der Kunden zu verringern bzw. zu beseitigen.

Die Kunst der Tiefendiagnose

"Der Kunde sagt Ihnen nicht immer das Wichtigste", betont Shin: "Er sagt Ihnen zwar, was er will. Aber wie bei einem Patienten mit Magenschmerzen könnte die eigentliche Ursache ganz woanders liegen als da, wo er sie vermutet." Diese medizinische Analogie verdeutlicht Yamashitas Ansatz zur Problemlösung. Ein Beispiel: Ein Kunde könnte unter unzureichendem Durchsatz seiner Förderanlage leiden. Der Kunde sieht seine Förderanlage als zu langsam an und möchte ihre Geschwindigkeit erhöhen. Doch vielleicht ist die Geschwindigkeit der Anlage gar nicht die Ursache des Problems – sondern die Art und Weise, wie sie betrieben wird, um das erforderliche Volumen zu bewältigen, oder der Arbeitsablauf im Lager, der eine unnötige Bewegung erfordert. Um das rauszukriegen, gräbt Shin Yamashita tiefer. So tief, bis er die versteckten Bedürfnisse und Schmerzpunkte entdeckt.

Die Diagnosekunst geht dabei weit über oberflächliche Lösungen hinaus. Shin zufolge sind die offensichtlichen Symptome – etwa die Notwendigkeit, Kosten zu senken oder Prozesse zu beschleunigen – oft nur die Spitze des Eisbergs. "Als Priorität muss man die Wurzel des Problems beseitigen, anstatt das Problem zu lösen", erklärt er. Diese Herangehensweise führt zu innovativen Lösungen, die nicht nur die unmittelbaren Beschwerden lindern, sondern auch bessere Prozesse und Effizienz für das Unternehmen des Kunden sicherstellen.

Revolution im Material Handling: Von Bewegung zu intelligentem Stillstand

Ein Paradebeispiel für seinen Ansatz findet sich in seiner Vision für die Zukunft des Material Handlings. "In der Vergangenheit ging es in unserer Branche immer darum, wie man etwas bewegt. Künftig wird es darum gehen, wie man etwas nicht bewegt", fasst er zusammen. Diese neue Perspektive markiert für ihn einen Paradigmenwechsel: Früher konzentrierten sich Innovationen im Material Handling auf schnellere Förderanlagen, effizientere automatisierte Fahrzeuge oder kostengünstigere Transportmethoden. Shin hingegen stellt diese grundlegenden Annahmen in Frage. Er fragt: "Was wäre, wenn wir die Bewegung selbst eliminieren könnten?"

Diese Denkweise führt zu innovativen Lösungen wie der Implementierung von Software, die Bewegungen berechnet und minimiert. "Man kann die Bewegung nicht zu 100% reduzieren, aber vielleicht um 50%", erklärt Shin. Durch die Optimierung von Prozessen und die intelligente Zuordnung von Ressourcen kann Dematic durch Shins Beitrag den Grund für die „Bauchschmerzen" ihrer Kunden auf eine Weise lindern, die vor wenigen Jahren noch undenkbar schien.

Die Zukunft der Logistik: Ein neues Paradigma der Innovation

Dieser Ansatz bei Dematic zeigt: wahre Innovation ist weit mehr als „nur“ technologischer Fortschritt. Es geht darum, die tieferen Bedürfnisse der Kunden zu verstehen, kreativ zu denken und Lösungen zu entwickeln, die echten Mehrwert schaffen. In einer Welt, die sich ständig verändert, setzen wir bei KION auf kundenorientierte Innovationskultur.