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Sonderumbauten von Gabelstaplern: Innovative Ideen für eine bessere Integration beeinträchtiger Fahrerinnen und Fahrer

Gabelstapler sind wahre Alleskönner: Sie können Lasten heben, transportieren, aufeinanderstapeln und mit den passenden Anbaugeräten sogar vieles mehr. So vielseitig ihre Einsatzgebiete sind, so einseitig sind die Geräte in der Regel für den Bediener, für den die Serienfahrzeuge konzipiert werden. Doch was ist mit Staplerfahrerinnen und Staplerfahrern, die aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen nicht dieser Norm entsprechen – oder anderweitige spezielle Anforderungen an das Fahrzeug haben? Auch für sie finden die KION Marken Linde Material Handling und STILL Lösungen – und zwar maßgeschneiderte.

2022-01-12

Am Hamburger Traditionsstandort der KION Tochtermarke STILL GmbH laufen nicht nur die Serienstapler vom Band – es gibt hier auch eine kleine Versuchswerkstatt, in der tagtäglich an ganz besonderen Unikaten gearbeitet wird. Hier ist das Team für „Customized Options“ (übersetzt so viel wie „kundenspezifische Spezialanforderungen“) im Einsatz.

Ein Beispiel für seine vielfältigen Projekte: der Umbau eines STILL Staplers mit geänderter Pedalanordnung und Ausstiegshilfe für einen Fahrer, der etwa nur das linke Bein zur Verfügung hat. Hier ist seitens des Konstruktionsteams Ideenreichtum und Hingabe gefordert – und umfangreiches technisches Know-how, das natürlich beim Hersteller des umzubauenden Staplers am besten zu finden ist. Das Team der Versuchswerkstatt realisiert die individuelle Sonderanfertigung – und zwar bis ins letzte Detail: vom Konzept über die Montage und die CE-Prüfung bis hin zur Bedienungsanleitung für den bestimmungsmäßigen Gebrauch. So steht der Sonderumbau dem Standardfahrzeug in nichts nach – und ermöglicht dem Bediener ein hohes Maß an Normalität im Arbeitsalltag.

Doch die Versuchswerkstatt in Hamburg ist nicht der einzige Ort, an denen die Spezialumbauten an STILL Staplern Realität werden. Auch andere Ländermärkte haben hierfür ihre dezidierten Abteilungen. Wurde eine dieser individuellen Lösungen realisiert, halten die dazugehörigen Baupläne und 3D-Zeichnungen direkt Einzug in die STILL Datenbank für Customized Options. So haben die Entwicklungsteams weltweit Zugriff auf den Katalog der bisherigen Sonderanfertigungen – und können im Fall der Fälle noch schneller eine individuelle Lösung für einen Staplerfahrer bzw. eine -fahrerin mit besonderen Anforderungen umsetzen.

Spezialkonstruktionen, um Beschwerden zu verhindern oder zu minimieren

Zudem gibt es eine Vielzahl von Customized Options bei Flurförderzeugen, die vorbeugenden Zwecken dienen – auch beim KION Tochterunternehmen Linde Material Handling. Diese reichen von hölzernen Joysticks bei Kontaktallergien gegen Kunststoffe über verbreiterte Einstiegsstufen bis hin zu drehbaren Sitzen für eine erleichterte Sicht nach hinten. Letztere hat das Team für Sonderanfertigungen bei Linde Material Handling in Schweden entworfen. Viele ihrer Kunden setzen die Gabelstapler in der Papierindustrie ein, wo die Ladung schwer und sperrig ist. Dadurch bedingt müssen die Staplerfahrer oft rückwärtsfahren, was auf Dauer zu erhöhter Unfallgefahr und erheblichen Rückenproblemen führt.

Die Entwicklungsabteilung in Schweden hat deshalb einen Sitz konzipiert, der um bis zu 180 Grad drehbar ist – und somit die Ergonomie für die Fahrer spürbar erhöht. Für die Realisierung dieser Sonderlösung standen die schwedischen Entwickler in direktem Kontakt mit dem Customized-Options-Team am Unternehmensstammsitz in Aschaffenburg und hatten Zugriff auf alle 3D-Modelle sowie Zeichnungen der Serienstapler. Umgekehrt ist ihre Lösung genau wie beim Schwesterunternehmen STILL in eine umfassende, globale Datenbank an Customized Options eingeflossen. So sind auch hier länderübergreifend effiziente Prozesse sichergestellt.

Andere Länder, andere Herausforderungen

„Jeder Ländermarkt hat hier seine ganz besonderen Anforderungen und findet seine ganz individuellen Lösungen“, berichtet Klaus Müller, Head of Customized Options bei KION ITS EMEA. Die klimatischen Bedingungen spielen seiner Erfahrung nach eine besondere Rolle bei Speziallösungen. Im Norden sind die Abteilungen für Sonderanfertigungen eher mit Standheizungen und speziell isolierten Staplerkabinen befasst, um angenehme Bedingungen für die Bediener zu schaffen und um Erkältungskrankheiten vorzubeugen, während im Süden eher extrem leistungsfähige Klimaanlagen und getönte Scheiben gefragt sind. Auch spezielle Schallisolierungen zur Lärmminderung in besonders lauten Umgebungen gehören zum wachsenden Portfolio. Für jede Fragestellung bieten die Entwicklungsteams bei Linde Material Handling und bei STILL die passenden Antworten – und überführen ihre Lösungen je nach Nachfrage auch in die Serienfertigung der Stapler.

Bestens gerüstet für brandgefährliche Einsätze

Eine ganz spezielle Herausforderung gibt es voraussichtlich noch in diesem Jahr für das Team der Versuchswerkstatt in Hamburg bei STILL. Die Werksfeuerwehr eines namhaften Automobilherstellers hat einen Sonderumbau eines Gabelstaplers angefragt, mit dem im Notfall ein brennendes Fahrzeug aus der Produktionsumgebung – sprich: direkt vom Montageband – weggeholt werden könnte. Die Schwierigkeit hierbei: Im Brandfall entsteht Rauch, der auch in die Kabine eindringen und sowohl die Sicht als auch die Sicherheit des Bedieners gefährden würde. Hier hat das Customized-Options-Team eine Überdruckkabine im Angebot, die die Luft im Fahrzeuginneren immer sauber hält – und so den Fuhrpark der Werksfeuerwehr um ein echtes Unikat erweitert.