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Wie aus Ideen Patente und aus Patenten Lösungen werden

Andreas Baloghy ist der Patentanwalt, der bei unserem Tochterunternehmen Dematic den Ideen ihre Rechte verschafft. Er und sein Team machen aus futuristischen Konzepten handfeste Innovationen, die die Intralogistik vorantreiben.

2024-11-27

Als Patentanwalt spielt Andreas Baloghy eine Schlüsselrolle dabei, bahnbrechende Ideen in marktreife Lösungen zu verwandeln. Denn bei Dematic wird Innovation nicht dem Zufall überlassen, sondern ist ein strukturierter und zielgerichteter Prozess: Baloghy und sein Team prüfen das Potenzial, die technische Machbarkeit und die Marktrelevanz jedes Vorschlags – und sorgen dafür, dass aus vielversprechenden Konzepten marktfähige Innovationen werden.

Andreas Baloghy, Patentanwalt beim KION Tochterunternehmen Dematic, sitzt an seinem aufgeräumten Schreibtisch im Büro in Heusenstamm. Vor ihm liegt ein Stapel frisch eingetroffener Unterlagen aus Dr. Joachim Tödters Innovationsabteilung. Mit konzentriertem Blick geht der Anwalt die Dokumente durch. Seite um Seite vertieft er sich in die Vorschläge. Ein kaum merkliches Nicken zeigt seine wachsende Anerkennung für die Arbeit des Innovators. Baloghy greift nach einem Textmarker und beginnt, wichtige Passagen zu markieren.

Nach einigen Minuten lehnt er sich zurück, die Unterlagen noch in der Hand. In seinem Kopf formen sich bereits die ersten Strategien: Wie kann er dazu beitragen, die ihm vorliegenden Ideen auf den Markt zu bringen und effektiv zu schützen? „Indem man den Blick fürs große Ganze behält“, sagt Baloghy, „und gleichzeitig die Details nicht aus den Augen verliert.“ Denn wenn es darum geht, wegweisende Ideen und Innovationen rechtlich abzusichern, ist gute Patentarbeit gefragt.

Von der Idee zum Patent

Der Weg von der Idee zum Patent ist komplex. "Der Prozess besteht aus vielen Schritten", erklärt Baloghy. „Von der ersten Erfindungsmeldung über die Prüfung durch das globale Patentkomitee bis zur Anmeldung – jeder Step wird präzise geplant.“ Ideen müssen nicht nur entwickelt, sondern auch gründlich geprüft und validiert werden, bevor sie in die Realität umgesetzt werden. Bei fehlenden Details oder Unklarheiten, beispielsweise bezüglich notwendiger Zeichnungen, wird die Meldung zur Überarbeitung zurück an den Erfinder gegeben. Der Prozess mündet in einem persönlichen Gespräch, bei dem der Erfinder die Möglichkeit erhält, seine Idee ausführlich zu erläutern. Damit ist sichergestellt, dass Baloghy und sein Team jedes Detail der Erfindung vollständig verstehen und korrekt interpretieren.

Im nächsten Schritt führt Baloghy eine erste Recherche durch, um den "Stand der Technik" zu ermitteln. Dabei sucht er nach bestehenden Patenten, Patentanmeldungen, Artikeln oder anderen Veröffentlichungen, die den tatsächlichen Innovationsgrad der neuen Erfindung infrage stellen könnten. Bleibt diese Suche ergebnislos, folgt eine Beratung mit dem zuständigen Produktmanager zur Einschätzung des wirtschaftlichen Potenzials. Bei positiver Bewertung präsentiert Baloghy die Erfindung zunächst in einem Vorbereitungstreffen und anschließend in einer ausführlichen Diskussion vor dem Global Patent Committee. Nur wenn die Erfindung alle Prüfungen besteht und einen erkennbaren Mehrwert aufweist, wird sie zum Patent angemeldet. „Mit diesem sorgfältigen und umfassenden Prozess gewährleisten wir Dematics anhaltenden Einfluss in der Branche“, so Baloghy.

Kleine Ideen, große Wirkung

Ein bemerkenswertes Beispiel für eine Dematic-Innovation ist ein Patent, das die Effizienz von Lagersystemen erheblich gesteigert hat: ein Roboter mit zwei Greifarmen. "Diese können sich ausfahren und Pakete direkt in die nächstgelegene Gangreihe platzieren“, erklärt Baloghy. Die Auswirkungen dieser Erfindung sind enorm. "Der Zeitgewinn ist gewaltig", so der Anwalt: "Es geht um Zehntelsekunden, die in der Logistik einen erheblichen Unterschied ausmachen." Eine kleine Verbesserung, die langfristig wirkt und den gesamten Prozess nachhaltiger gestaltet.

Nicht immer sind Innovationen sichtbar. Oft sind es die kleinen, unscheinbaren Verbesserungen, die den größten Effekt haben. Baloghy erinnert sich an eine frühere Erfahrung: "Ein kleines Bauteil konnten wir durch einen simplen Metallstift so verstärken, dass sich die Haltbarkeit verdoppelt hat. Eine minimalistische Änderung, die einen großen Unterschied ausmacht." Hier wird beispielsweise der Ansatz von Shin Yamashita , einem der fähigsten Erfinder bei Dematic deutlich. Der Director of Consulting Engineering sucht bei seiner Arbeit tiefere Ursachen für Probleme – denn oft liegt die Lösung in unscheinbaren Details, die sich erst bei genauer Betrachtung offenbaren. Sind diese Details entdeckt, ist es die Aufgabe von Andreas Baloghy, sie juristisch festzuzurren und damit der Konkurrenz zuvorzukommen.

White Spots besetzen, um Innovation zu sichern

Patente dienen bei Dematic aber nicht nur dem Schutz von Innovationen – sie sind auch ein strategisches Instrument. "Mit unseren Patenten treiben wir aktiv die Entwicklung in bisher unerschlossenen Bereichen voran", sagt Baloghy – und meint damit sogenannte „White Spots“. So wird ein Marktbereich bezeichnet, der bisher noch nicht durch Patente oder Innovationen besetzt ist. Es handelt sich also um Lücken im Technologiefeld, die Potenzial für neue Entwicklungen bieten. Durch das gezielte Besetzen dieser White Spots mit eigenen Patenten sichert sich Dematic einen klaren Wettbewerbsvorteil. „Ein absolut unverzichtbarer Bestandteil unserer Arbeit“, so Baloghy.

All das passiert nicht im luftleeren Raum: In sogenannten Techniksessions kommt Baloghy mit den Ingenieuren der KION-Tochter zusammen und diskutiert potenzielle Bereiche für White Spots. Dabei bringt der Patentanwalt selbst wichtige Ideen mit rein: „Durch mein Patentmonitoring, bei dem ich Mitbewerber im Blick behalte, weiß ich, was auf dem Markt passiert. Das bespreche ich dann mit den Ingenieurskollegen.“ Dabei werden die Tendenzen der Mitbewerber ersichtlich – und man kann die White Spots besser identifizieren. „Schwierig hierbei ist die Tatsache, dass Patente erst 18 Monate nach der ursprünglichen Anmeldung veröffentlicht werden“, erklärt Baloghy: „Man blickt also bei jeder neuen Patentanmeldung der Konkurrenz ein Stück weit in die Vergangenheit.“

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Da sich die Intralogistikbranche ständig weiterentwickelt, gibt es auch dauernd Bedarf für neue Lösungen. Dabei den Überblick zu behalten, ist gar nicht leicht. Baloghy bringt es auf den Punkt: "Manchmal muss man einen Schritt zurücktreten, um das große Ganze zu sehen. Dann kommen die Ideen, wie man es einfacher machen kann." Dieser Gedanke – nicht nur die Symptome, sondern die Ursachen eines Problems zu verstehen – ist tief in der Innovationskultur von Dematic verankert.