Ähnliches gilt für die FTS von STILL: Als man da den Fahrassistenten OPX-L 20 S iGo neo vorstellte, war die Botschaft klar: Die effiziente Kommissionierung ist intelligent – das Fahrzeug denkt mit. Der autonome Fahrassistent von STILL setzt auf ein Hybrid-Tracking-System, das seine Umgebung wahrnimmt und darauf reagiert. In einem dynamischen Umfeld, das von schnellen und plötzlichen Bewegungen geprägt ist, ist das reibungslose Funktionieren solcher Systeme alles andere selbstverständlich. Im Gegenteil: Sicherheit und Verlässlichkeit der AGVs sind das Ergebnis eines rigorosen Test- und Validierungsprozesses, bei dem die Software und sämtliche Features auf Herz und Nieren geprüft werden. Im belgischen Antwerpen, unweit der Schelde, ist ein Testzentrum von KION Mobile Automation angesiedelt. Siebenhundert Quadratmeter bieten den Testingenieuren ausreichend Raum, um die AGVs der KION Group für Einsatz und Serienproduktion vorzubereiten. Fabrice Lemoine, Testingenieur vor Ort, sagt: „Es ist eine enorme Herausforderung, im dynamischen Umfeld – das heißt beim Mischbetrieb von Mensch und Maschine – sichere Arbeitsabläufe zu gewährleisten.“ Das erfordert einen langwierigen Prozess, der von zahlreichen Testschleifen geprägt ist. „Dabei bleibt kein Stein auf dem anderen“, so Fabrice: „Am Ende des Tages geht es vor allem darum, den Kunden vor Gefahren und Eventualitäten zu schützen. Deshalb wenden wir unzählige Stunden dafür auf, in unserer Konzept- und Validierungsphase mögliche Fehler und Bugs zu finden.“
Die Test- und Validierungsphasen für Fahrerlose Transportsysteme
Der Testprozess für AGVs ist dabei in mehrere große Phasen unterteilt. Es beginnt schon mit der Konzeptphase – lange vor der ersten Testfahrt eines Prototyps. Im ersten Schritt wird ein „Proof of concept“ erbracht: der Entwurf für ein Fahrerloses Transportsystem sowie die zum Einsatz kommende Software. Bei diesem Schritt wird noch eher theoretisch geprüft, ob das Vorhaben prinzipiell durchführbar ist. Die Arbeit des Designingenieurs wird im Anschluss an Testingenieure übergeben, die bei der zweiten Entwicklungsphase dazu übergehen, Abläufe und Bewegungen praxisnah zu erproben. Der ganzheitliche Blick ist an dieser Stelle noch außen vor: Die entwickelten Features werden zunächst einzeln betrachtet, ehe in der nächsten Validierungsstufe die Systemintegration erfolgt und Software- und Hardware-Komponenten zusammengebracht werden.
„Jetzt wird der Schlüssel umgedreht“, sagt Testingenieur Lemoine schmunzelnd. Was er damit meint: Der Motor des Fahrzeugs wird gestartet. Auf die Theorie und die Computersimulation folgt also der erste Praxistest. „Das ist jedes Mal ein spannender Moment“, sagt Lemoine: „Systemintegration ist in der Regel gleichbedeutend mit einem Realitätscheck. Man versteht erst jetzt, was tatsächlich funktioniert und was nicht.“ Idealerweise ergibt die ganzheitliche Architektur von beiden Komponentenebenen (d.h. Hardware und Software) ein stimmiges und funktionales Bild – doch selbst wenn dies der Fall ist, müssen viele Fragen geklärt werden: Welche Softwarekomponenten harmonieren miteinander, welche nicht? Ist die Funktionalität der Hardware unter allen denkbaren Umständen gewährleistet? Beispiel Sensoren: Haben die wirklich alles im Blick – oder gibt es tote Winkel? „Je nachdem, wie reif das ursprüngliche Design gewesen ist, ist diese Phase mehr oder weniger aufwendig“, so Lemoine. Der Optimismus der Entwickler trifft an dieser Stelle auf den Pragmatismus des Testingenieurs, der bei seiner Problemsuche jedes Testgerät an seine Grenzen bringt. Denn darum geht es ja: Alles auszuloten, was möglich ist, was passieren könnte – und was am Fahrzeug noch verändert werden muss, um Gefahren zu vermeiden und Fehler zu beheben. Den Testingenieuren geht es neben der Sicherheit vor allem um Verlässlichkeit und Lebensdauer. „Nach einer bestimmten Stundenzahl wird immer eine Komponente nachgeben. Das ist bei Flurförderzeugen genauso wie bei Autos“, sagt Lemoine: „Unsere Aufgabe ist es herauszufinden, welches Teil das ist, wo die Belastungsgrenze liegt und wie man das kalkulierbar gestalten kann.“