Blick fürs Detail
Um die Arbeitssicherheit in einem Werk genau überprüfen zu können, muss man vor Ort sein. Paul Green lässt sich von seinen Kollegen in Xiamen erklären, welche Vorkehrungen getroffen werden.
2018-03-01
Um die Arbeitssicherheit in einem Werk genau überprüfen zu können, muss man vor Ort sein. Paul Green lässt sich von seinen Kollegen in Xiamen erklären, welche Vorkehrungen getroffen werden.
2018-03-01
Paul Green verantwortet Sicherheitsaudits der KION Group weltweit. Ein Besuch mit Green bei Linde (China) in Xiamen.
Paul Green sieht alles. Denn es ist sein Job, auf Details zu achten. Zum Beispiel an einem Regal: Ist alles darin stabil gelagert? Ist auf jedem Karton das Gewicht vermerkt? Und ist am Regal markiert, wie hoch die maximale Last der einzelnen Fächer ist? „Die Kennzeichnungen sind alle da“, stellt Green zufrieden fest. Seit acht Jahren Manager Health, Safety and Environment (HSE — Gesundheit, Sicherheit und Umwelt) der KION Group, besichtigt er bei sengender Hitze mit den örtlichen HSE-Managern Yu Yongbin und Lin Yixin das Werksgelände von Linde (China) im südchinesischen Xiamen. Dabei inspiziert er Produktion, Maschinen, Lager, Testbereiche. „Ich achte auf die generelle Ordnung, und ob die Geräte korrekt gewartet werden“, sagt Green, „aber auch auf andere Dinge, wie das Verhalten von Lieferanten und Auftragnehmern auf dem Werksgelände.“ Denn dafür muss Linde (China) geradestehen.
Alle zwei Jahre besucht Green jede Fabrik der KION Group – er ist ständig unterwegs. In Xiamen war er 2010 das erste Mal. „Damals war mein Eindruck: Die grundlegenden Vorkehrungen waren da, aber es gab Dinge zu verbessern. Heute ist Xiamen einer der besten Standorte des gesamten Konzerns.“ Linde (China) habe praktisch alles verbessert, von Schutzausrüstungen bis zur Maschinensicherheit – so wurden etwa Notstopp-Schalter oder Gurte für Staplerfahrer eingeführt. In Xiamen gebe es inzwischen kaum mehr Unfälle mit Verletzten, sogenannte „Lost Time Injuries“ (LTI).
"Heute ist Xiamen einer der besten Standorte des gesamten Konzerns."
Paul GreenGreen mag es, in Sachen Sicherheit den Wettbewerb unter den KION Standorten zu fördern – mit dem Ziel, das Niveau im gesamten Unternehmen zu heben. „Xiamen ist derzeit auf Rang drei“, erklärt er den lokalen Gesprächspartnern beim Begrüßungs-Meeting – und ermutigt sie zugleich, wieder an die Spitze zu streben. Xiamen war bereits einmal „KION Safety Champion“. Basis für die Rangliste sind neben dem alle zwei Jahre erstellten Audit auch monatliche Sicherheits-Updates, in die neue Maßnahmen, aber auch Unfälle einfließen. Bei seinen Visiten arbeitet sich Green mit den lokalen Managern durch seinen weltweit einheitlichen Fragebogen mit 36 Seiten. Das maximale Ergebnis dabei ist 100. Ab einem Ergebnis von 88 Prozent wird die Befragung beim nächsten Mal ausgeweitet. Xiamen erreichte beim letzten Mal 91 Prozent.
Also gehe es dieses Jahr etwas mehr in die Tiefe und um Sicherheitskultur, erläutert Green. Im Mittelpunkt stehen Fragen wie: Zu welchem Grad haben Manager und Mitarbeiter dieses Thema verinnerlicht, wie erhöhen sie das Bewusstsein in der Belegschaft? Schon nach dem letzten Audit 2015 habe Linde Xiamen begonnen, das Thema Sicherheit noch stärker zu kommunizieren, erzählt HSE- Supervisor Lin. Im täglichen Produktions-Meeting etwa gehe es nun neben Qualitätsfragen auch um Sicherheit. Außerdem wurde ein Feed mit Sicherheitsthemen auf Chinas populärer Social-Media-Plattform WeChat eingeführt.
"Wenn wir ein Problem entdecken, hilft Green uns, eine Lösung zu finden."
Lin YixinDie Zusammenarbeit mit Linde (China) sei sehr gut, betont Green. Er lerne viel auf seinen Reisen: „Man sieht die Welt mit anderen Augen.“ Diplomatie sei die wichtigste Fähigkeit, um die Menschen von seinen Anliegen zu überzeugen, glaubt er. „Man muss dazu verstehen, wie die Leute in jedem Land ticken.“ In China fällt ihm auf, dass die Menschen Vorschläge schnell annehmen und umsetzen – und dabei auch eigene kleine Ideen entwickeln. Umgekehrt lernt auch Lin Yixin vieles von Paul Green, wie er sagt — vor allem zu Maschinensicherheit, Chemikalien und Risiko-Abschätzung. „Und wenn wir ein Problem entdecken, hilft er uns, einen Lösungsweg zu finden.“
Der Blick auf die Sicherheit sei privat schwer abzustellen, lacht Green. „In drei von vier Fällen sage ich etwas, wenn ich riskantes Verhalten erlebe.“ Das Schlimmste für ihn ist das Smartphone am Steuer. „Die Menschen müssen Risiken erkennen lernen, damit sie die richtigen Vorkehrungen treffen. Es bringt nichts, sie in Watte zu packen“, lautet sein Credo. Bei der Arbeit motiviert es Green zu erleben, wie Standorte über die Jahre eine eigene Sicherheitskultur entwickeln – so wie Linde in Xiamen.
Dort gibt es nicht viel zu beanstanden: Ein angestoßener Regalfuß, ein leicht abgenutztes Band zum Umdrehen schwerer Motorenteile. Lin und Yu kümmern sich sofort darum. Das gefällt Green – wie auch sonst der Zustand der Fabrik. Er zeigt auf eine in den Boden eingelassene Hebebühne. „Alle Stellen mit Stolpergefahr hier sind abgesichert und bunt markiert. Das ist das absolute i-Tüpfelchen“, sagt er begeistert.