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Dualstudentin bei Linde MH brilliert als Sportschützin

Ein duales Studium ist anspruchsvoll. Für Mitarbeiterin Maxi Vogt noch nicht genug - Wenn ihre Kommilitonen die Seele baumeln lassen, beginnt für sie ein zweites Leben im Nationalkader der deutschen Sportschützinnen.

2024-04-03

Es klingt wie ein schicksalhafter Tag, wenn Maxi erzählt, wie sie zum Schießen mit der Pistole gekommen ist. Doch egal, ob Schicksal oder Zufall, dieser eine heiße Sommernachmittag in Schöllkrippen sollte das Leben der Schülerin nachhaltig verändern.

Denn an diesem Nachmittag kam einiges zusammen. Maxi, die mit ihren Freundinnen im Freibad der Hitze entfliehen wollte, hatte bald genug von den überfüllten Schwimmbecken und Liegewiesen. Wie gut, dass direkt neben dem Schwimmbad der Schützenverein mit einer kühlen Halle und einem Tag der offenen Tür lockte.

Eigentlich ist der Schützenverein auf das Schießen mit Gewehren spezialisiert, doch als Maxi und ihre Freundinnen ankommen, sind alle schon vergeben. Nur eine Pistole ist noch da. Ein altes Modell, das kaum benutzt wird. Doch Maxi schießt und trifft sofort die Scheibe. „Das war bestimmt auch ein bisschen Glück“, erzählt Maxi schmunzelnd. Denn normalerweise werden die Pistolen individuell auf den jeweiligen Schützen eingestellt. „Anscheinend hat die Einstellung bei mir ganz gut gepasst, denn ich konnte direkt gut mit der Pistole umgehen.“ Der Ausbilder war beeindruckt und Maxi neugierig.

Maxi Vogt (11. von links unten auf der Treppe) mit dem gesamten Linde MH Team auf der LogiMAT.

Von der LogiMAT ins Trainingslager

Als Maxi mit dem Schießen beginnt, geht sie gerade mal in die siebte Klasse. Schnell stellen sich erste Erfolge ein, denn offensichtlich hat Maxi nach einigen Versuchen mit Reiten, Voltigieren und Tennis nun genau ihren Sport gefunden. Was ihr früher als Schwäche ausgelegt wurde, zeigt sich nun als besondere Begabung und beste Voraussetzung für ihre sportliche Karriere.

„In der Grundschule hatte ich im Zeugnis immer denselben Eintrag. Maxi ist sehr ruhig und redet nicht sehr viel“ erzählt die heutige Mitarbeiterin in der Digital Business Unit bei Linde MH in Aschaffenburg und Studentin des Digital Business Managements.

Nun profitiert die Schützin von ihrer mentalen Stärke. Erst gewinnt sie kurz nach dem Einstieg in den Sport die lokale Gau-Meisterschaft, dann die Bezirksmeisterschaft und qualifiziert sich so für die bayrische Meisterschaft. Dort tritt sie zum ersten Mal gegen über hundert talentierte Konkurrentinnen an und hinterlässt doch offenbar so einen Eindruck, dass sie im Nachgang eine Einladung des Bayernkaders in ihrem Briefkasten findet. Nachdem sie im Jahr 2016 das erste Mal eine Pistole in der Hand gehalten hatte, darf sie sich bereits im Jahr 2022 deutsche Vize-Meisterin nennen.

Ohne ruhige Hand und Nervenstärke lassen sich die überschaubaren Zielscheiben mit der Pistole schlecht treffen. Gerade einmal einen Zentimeter ist die Mitte der Zielscheibe groß, die aus zehn Metern mit der Luftpistole und aus 25 Metern mit der Sportpistole getroffen werden soll.

In den Trainings kommt daher auch dem psychologischen Aspekt eine besondere Rolle zu. „Wir lernen unter anderen, unsere Nervosität vor und während Wettkämpfen unter Kontrolle zu bekommen“ erklärt Maxi. Aber auch ausgedehnte sportliche Einheiten wie Ausdauer- und Krafttraining gehören zum beinahe täglichen Pensum der 19-Jährigen.

„Zum Glück werde ich von meinem Team bei Linde MH wirklich großartig unterstützt“ schwärmt sie. Highlights im Jahreskalender wie die LogiMAT-Messe absolviert sie natürlich mit ihrer Abteilung. Doch während ihr Team sich am Donnerstagnachmittag so langsam auf das Ende der Messe einstellt, ist Maxi schon wieder auf dem Weg zu ihrem viertägigen Lehrgang mit dem Junioren-Nationalkader.

Überhaupt zeigt die junge Studentin einiges an Ausdauer. „Leistungssport geht eben auch nicht ohne Verzicht“ erklärt sie. Und das hatte sie auch schon während ihres Abiturs erfahren müssen. Nicht nur, dass sie zusätzlich zum Lernen für die Abiturprüfungen auch noch für EM- und WM-Qualifikationen trainierte - weder am Abiball noch an der Abschlussfahrt konnte Maxi teilnehmen. „Das ist natürlich ein Wermutstropfen“, sagt Maxi. „Dafür durfte ich eben zur gleichen Zeit zur Junioren-Europameisterschaft nach Tallinn und mir dort die Bronze-Medaille in der Team-Wertung sichern“. Im Anschluss ging es dann sogar zur Junioren-Schießweltmeisterschaft nach Südkorea. „Diese Erlebnisse nimmt mir keiner.“

Maxi und das Juniorenteam in Südkorea.

Trainerschein und mehr Freizeit

Auf den Punkt konzentriert sein, die eigene Nervosität unter Kontrolle behalten, mit immer neuen Menschen umgehen – in ihrem Sport hat Maxi vieles gelernt, dass sie nun in ihrem Studium und auch im Job gebrauchen kann.

Trotzdem macht sie sich inzwischen bereits Gedanken darüber, wie es nach der Junioren-Karriere weitergehen kann. Ein Jahr hat Maxi noch in dieser Altersklasse. „Leider gibt es als Profi-Sportlerin danach nur wenig Möglichkeiten den Schießsport weiter auf diesem Level zu betreiben“ berichtet Maxi. Wer in die Sportfördergruppe möchte, um dann für acht Monate freigestellt zu werden und sich ganz auf das Training und z.B. eine Vorbereitung für Olympia zu konzentrieren, der hat momentan nur die Möglichkeit, dies mit einer Ausbildung bei der Polizei oder Bundeswehr zu verbinden.

„Da seh’ ich mich einfach gar nicht“, erzählt Maxi und lacht. Im Gegenteil, sie ist froh, sich für das Dualstudium und die Arbeit in der Digital Business Unit bei Linde MH entschieden zu haben. „Die Arbeit macht mir Spaß und ich fühle mich hier richtig gut aufgehoben.“

An Wettkämpfen will Maxi weiter teilnehmen. Dennoch möchte sie den Fokus in der Zukunft etwas verändern. „Ich möchte meinen Trainerschein machen und in meinem Verein in Schöllkrippen die Pistolenabteilung ausbauen.“

Dann kann Maxi neben Uni und Arbeit zwar immer noch einige Zeit im Schießstand verbringen. Doch es wird auch endlich mehr Raum geben, um sich mit ihren Freunden zu treffen. Sicher keine schlechte Idee für eine knapp Zwanzigjährige.

Für ihre zukünftigen Schützlinge im Schießstand aber auch für alle, die sich für Leistungssport interessieren, hat Maxi noch folgenden Tipp parat: „Probiert alles aus, was euch interessieren könnte. Nehmt mit, was ihr könnt. Nehmt an Wettkämpfen teil und sammelt so viel Erfahrungen wie ihr könnt. Denn die kann euch keiner mehr nehmen.“

Maxi (Mitte) beim Wettkampf in Südkorea.