„Die Krise traf uns alle unvorbereitet“
Es war der 23. Januar als die Verantwortlichen in Wuhan eine Ausgangssperre verhängten. Denn das Haus zu verlassen bedeutete, eine Ansteckung zu riskieren.
„Die Mitarbeiter von Baoli begannen, von zu Hause aus zu arbeiten. Die Krise kam sehr plötzlich und traf uns alle unvorbereitet. Die Kinder hatten auf einmal Online-Unterricht, in vielen Haushalten gab es jedoch keine Drucker. Da bat mich ein Nachbar darum, die Unterrichtsmaterialien auszudrucken, und ich legte ihm die ausgedruckten Dokumente vor die Tür”, berichtet Song Chong. Nach und nach starteten die Menschen in der Nachbarschaft WeChat-Foren, um Informationen auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen.
„Jeder sollte helfen“
Als sich die Situation mit jedem Tag weiter zuspitzte, wurde die Einhaltung der Ausgangssperre in Wuhan offiziell kontrolliert. Von der Sperre ausgenommen waren nur noch die Menschen, die für andere Einkäufe erledigten. Es gab einen stadtweiten Aufruf zur Freiwilligenhilfe, um die Nachbarschaft zu versorgen. Song Chong entschloss sich mitzumachen und Lebensmittel sowie Medikamente für ältere Menschen und anderen Risikopersonen einzukaufen. „Ich finde, in einer derartigen Krisensituation muss jeder seinen Teil beitragen. Ich entschied mich dafür, Botengänge für die zu erledigen, deren Leben durch das Virus am meisten gefährdet war, damit sie das Haus so selten wie möglich verlassen mussten“, sagt Song.
In Kooperation mit den Kommunen und Online-Shopping wurden Gemeinschaftskäufe getätigt und die Waren dann an die Nachbarn verteilt. „Über die Chat-Foren haben wir die Einkäufe regelmäßig online koordiniert und organisiert, eine Gruppe war dafür zuständig, die Waren abzuholen, und wir haben sie dann an die einzelnen Haushalte verteilt. Unser Team bestand aus ca. zehn Personen, und wir waren für rund 3.000 Haushalte zuständig.“ Und das fast rund um die Uhr: Die Spätschicht arbeitete von 16 Uhr bis Mitternacht, schildert er. „Manche unserer älteren Mitbürger waren nicht in der Lage, Smartphones zu bedienen, deshalb schätzten wir einfach ihren Bedarf und stellten ihnen die Lieferungen vor die Tür.”
„Mein Beitrag war vergleichsweise gering“
Was seinen eigenen Einsatz betrifft, gibt sich Song übrigens bescheiden – nicht nur im Vergleich zu dem medizinischen Personal, sondern auch zu seinen KION-Kollegen: „Ich denke, mein Beitrag war vergleichsweise gering. Viele Kolleginnen und Kollegen im Customer Service bei Linde Material Handling und Baoli arbeiteten ja unter dem Risiko einer Infektion weiter. Sie halfen Kunden im ganzen Land dabei, landwirtschaftliche Produkte nach Wuhan zu liefern und den Nachschub für 15 Millionen Menschen zu sichern. Und während des Baus der neuen Huoshenshan-Klinik in Wuhan waren viele KION-Kollegen vor Ort auf der Baustelle.”
In Wuhan kehren die Menschen inzwischen langsam wieder zum Alltag zurück, und auch Song Chong geht mittlerweile wieder zur Arbeit. „Es wird aber noch lange dauern, bis unser Leben wieder so normal verläuft wie vor der Krise“, weiß er, nicht nur in China, sondern auch im Rest der Welt. Unterkriegen lässt er sich davon aber nicht.