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Welten verschmelzen

Die Arbeitswelt wird zunehmend digitaler. Was bedeutet das eigentlich für die Berufsbilder? Im Rahmen unserer Digitalisierungs-Themenreihe stellen wir einen Kollegen vor, für den zwei Welten verschmelzen: Maschinenbau und Informationstechnologie: Frank Spickermann, der heute mehr über Stapler weiß, als er sich je hätte träumen lassen.

2019-05-08

Frank Spickermann besaß seinen ersten Computer 1980, einen C64. Danach den ATARI, irgendwann einen PC. Er begeisterte sich früh für die Informationstechnologie. Die klassische Biographie zahlreicher Menschen, die später IT-Entwickler wurden. Aber Spickermann arbeitet heute nicht in einer Softwarefirma, sondern läuft auf dem Weg in sein Büro an einer Produktionshalle entlang, vor der aufgereiht die Stapler stehen. Er hört das Wummern der Maschinen und riecht den speziellen Geruch der Elektroschweißgeräte. „Bevor ich mich 2016 bei KION beworben habe, hatte ich keine Ahnung von Staplern“, sagt Spickermann. „Ich dachte, die sind alle irgendwie gleich.“

Drei Jahre später weiß Frank Spickermann deutlich mehr über Stapler. Früher bedeutete IT fürs tägliche Arbeiten klassischerweise: „Die IT erhält einen Auftrag, die Entwickler arbeiten zwei Jahre daran, stellen es vor, und bekommen dann gesagt, was sie alles falsch verstanden haben“, formuliert es Spickermann überspitzt. Heutzutage haben sich Produktion, Business und IT immer weiter angenähert. „Sie werden hier in der KION IT keinen Mitarbeiter finden, der nicht die Prozesse verinnerlicht hat, für die Projekte, für die er im Einsatz ist.“

Etwas Grundsolides

Spickermann findet diese Annäherung großartig. „Hier wird etwas hergestellt, das man richtig anfassen kann, etwas Grundsolides“, sagt er. Und die IT ist ein Teil davon, denn die Software, die sein Team programmiert, ist Teil des Staplers. So verschmelzen Welten. Spickermann ist verantwortlich für das Flottenmanagementsystem STILL neXXt fleet, das den Kunden komplette Datensätze über ihre Stapler zur Verfügung stellt: Wie ist die Auslastung der Fahrzeuge? Wie sind die monatlichen Kosten? Wie hart werden die Stapler gefahren? Bis hin zu der Möglichkeit, dass ein Stapler exakt auf seinen Fahrer konfiguriert werden kann: „Wenn ein Anfänger am Steuer sitzt, kann man zum Beispiel die Geschwindigkeit auf acht Stundenkilometer begrenzen und alle Lichter automatisch anschalten“, erklärt Spickermann. Für all das hilft es, sich mit Staplern auszukennen, und mit den konkreten Aufgaben, die sie erledigen sollen.

IT ist in unserer Branche nicht abstrakt, sie ist ganz eng mit dem Produkt verbunden.

Frank Spickermann

Hochkomplex und doch so einfach

Die Faszination für Stapler hat sich bei Spickermann nach und nach entwickelt. „Unglaublich komplex und gleichzeitig so einfach“, fügt er an: Selbst bei den heutigen Hochtechnologie-Flurförderzeugen erkenne man noch die Anfänge, bis hin zum Flaschenzug und zum Kran. Allerdings: Der moderne Stapler kommt nicht mehr ohne Sensoren und Informationstechnologie aus.

Umso wichtiger, dass IT-Entwickler verstehen, für wen und was genau sie da eigentlich programmieren. Spickermann erinnert sich an eine Episode, als über eine Ferndiagnose für Stapler diskutiert wurde. „Es muss trotzdem jemand vor Ort sein“, lautete die Vorgabe. Die Entwickler verstanden diesen Einwand erst nicht, bis sie vor dem Stapler standen, um den es ging: Ein Acht-Tonnen-Fahrzeug, drei Meter hoch. „Wenn ihr etwas falsch macht, fährt dieser Stapler durch die Wand, und durch die nächste Wand weiter“, kommentierte ein Ingenieur. Für Spickermann eine treffende Beschreibung: „IT ist in unserer Branche nicht abstrakt“, sagt er. „Sie ist ganz eng mit dem Produkt verbunden.“

Grenzen verschwinden

Die größer werdende Faszination für die Technik stellt Spickermann auch bei seinen Kollegen fest. „Wir entwickeln eine Beziehung zu dem, was wir machen“, sagt er. Die modernen Arbeitsprozesse tragen ihr Übriges dazu bei: Im Gegensatz zu dem eingangs beschriebenen „Wasserfall-Modell“, bei dem eine Abteilung etwas bei der IT bestellt, ist das Projektteam von Spickermann mittlerweile auf „agiles Arbeiten“ umgesattelt. Dadurch wird die Verantwortung stärker verteilt, Zwischenergebnisse häufiger besprochen und insgesamt der gegenseitige Austausch gefördert. Das bringt mit sich, dass Softwareentwickler noch stärker über den Tellerrand schauen und im Gegenzug Vertrieb oder Ingenieure sich stärker in die Logik von IT hineindenken müssen. Grenzen lösen sich auf, die Trennung zwischen „Auftraggeber“ und „Ausführenden“ entfällt. Das geht so weit, dass die Beteiligten mittlerweile gerne in einem gemeinsamen Büro sitzen würden. „Wir arbeiten alle zusammen, sitzen quasi im selben Boot“ beschreibt Spickermann.

Der IT-Experte würde sogar gerne noch tiefer in die Welt der Stapler eintauchen. Ebenso kann er sich vorstellen, künftig die Endkunden noch enger in die Weiterentwicklung von Software einzubeziehen. „Die Herausforderung besteht darin, dass Kunden nicht das Gefühl haben, wir drehen ihnen unausgereifte Software an“, beschreibt Spickermann. „Aber frühzeitigeres Feedback von Anwendern kann sehr wertvoll sein, vielleicht über Tagesworkshops.“ Es zeigt sich: Wer einmal begonnen hat, Grenzen aufzulösen, erkennt schnell immer weiteres Potenzial.