Alle Stories
4 min

Retouren & Secondhand: Wie Dematic Nachhaltigkeit im Online-Handel fördert

In der Ära des Online-Shoppings genießen Verbraucher den beispiellosen Komfort einer schier unendlichen Produktpalette und der Möglichkeit, bequem von zu Hause aus einzukaufen. Doch was erst zuhause anprobiert wird, passt oft nicht perfekt und wird als Retoure zurückgeschickt. Die KION Marke Dematic trägt mit innovativer Hard- und Software zur Weiter- und Wiederverwendung retournierter Textilien bei. Die Lösungen eignen sich für Modeproduzenten ebenso wie für Online-Händler und Second-Hand-Läden.

2023-11-22

Beim Klingeln des Paketboten steigt die Vorfreude, denn der ersehnte Wunsch ist angekommen. Doch nach dem Öffnen des Pakets folgt oft die Ernüchterung: Das bestellte Produkt sieht anders aus als auf den Fotos, es passt nicht oder es entspricht einfach nicht den Erwartungen. Also packt man es als Endkunde wieder ein und wirft einen Blick auf die Rückgaberichtlinien des Händlers.

Kimberley Baudry, Global Market Development Director bei der KION Tochter Dematic, kennt das – wie wir alle – aus eigener Erfahrung. Im Gespräch erzählt sie, dass sie ein online bestelltes Kleid einmal zurücksenden wollte, aber gar nicht konnte: Der Händler wollte das Kleid einfach nicht zurückhaben, weil ihm das Retourenmanagement wohl zu teuer und aufwändig war. Kimberley Baudry erhielt deshalb einfach eine Gutschrift über den Kaufpreis und dazu die Bitte, das 60-Dollar-Kleid einer gemeinnützigen Organisation zu spenden. "Das unterstreicht die Zwickmühle vieler Online-Händler", sagt Baudry: "Sie streben Nachhaltigkeit an, doch die Abwicklung von Retouren gestaltet sich oft als Herausforderung."

Jedes zweite Paket wird zurückgeschickt

Eine Studie der Universität Bamberg zeigt, dass in Deutschland beinahe jedes zweite Paket, das Kleidung oder Schuhe enthält, zurückgesendet wird. Erschreckenderweise werden 50 Prozent dieser retournierten Artikel – das entspricht jedes Jahr fast 20 Millionen Textilien – von den Online-Händlern nicht erneut verkauft, sondern einfach entsorgt. Grund dafür ist der hohe Aufwand (und die damit wiederum verbundenen hohen Kosten), die mit einem Wieder- oder Weiterverkauf üblicherweise verbunden sind. Jeder retournierte Artikel muss vorher schließlich auf mögliche Schäden oder Verschmutzungen überprüft werden.

Die Lagerung solcher Textilien, ihre Überprüfung und die Entscheidung, was mit der Ware geschehen soll, sind zentrale Aspekte des Retourenmanagements. Genau an diesen Punkten bieten die Software- und Hardware-Lösungen unserer Dematic Tochtergesellschaft innovative Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie.

Wo werde ich alte Klamotten los – und wo kann ich online Secondhand shoppen?

Der nachhaltigste Weg, nicht mehr gebrauchte Kleidung erfolgreich loszuwerden, sind lokale Secondhand-Läden in Ihrer Nähe. Aber auch online gibt’s inzwischen eine Vielzahl von Shops, z.B. Vinted , Sellpy , Shpock oder Ebay . Diese Shops eignen sich sowohl zum Verkaufen als auch zum Kaufen von gebrauchten Waren.

Nachhaltigkeit dank Dematics Softwarelösungen

Seit vielen Jahren ist Dematic auf den Bau von automatisierten Lager- und Sortieranlagen spezialisiert. Viele der Lösungen wurde spezifisch für bestimmte Branchen entwickelt. Für den Bereich Mode ist das beispielsweise der Dematic Taschensortierer (Pouch Sorter) – einem für Kleidung und Accessoires optimierten Auftragsabwicklungssystem, in dem Beutel an Rollenadaptern aufgehängt sind und in einer Schienenspur laufen. „Das Pouch-System spart nicht nur Platz, sondern ermöglicht auch eine schnelle Abwicklung von Bestellaufträgen“, erklärt Dematic-Expertin Kimberley Baudry.

Der Taschensortierer (Pouch Sorter) kann auch dazu verwendet werden, schnell umschlagende Retouren vorübergehend zu lagern, um sie bei der Erfüllung neuer Aufträge als priorisierten Bestand zu verwenden, und unverkaufte und langsam umschlagende Retouren auf SKU-Ebene zu sortieren, um die Wiederauffüllung der Lager zu erleichtern. Für Online-Händler erweist sich dies als sehr hilfreich, wenn es darum geht, die wichtige Aufgabe des Retourenmanagements schneller und effizienter zu gestalten. Dabei wird zunächst jeder einzelne zurückgesendete Artikel einzeln entgegengenommen, gelagert und durch Kennzeichnung nachverfolgbar gemacht.

Integriertes Qualitätskontrollsystem

Im nächsten Schritt durchlaufen die Retouren ein integriertes Qualitätskontrollsystem. Hier wird geprüft, ob die Ware beschädigt wurde oder ob der fabrikneue Originalzustand erhalten ist. Anschließend wird bestimmt, welche Aufarbeitungsschritte notwendig sind und welcher Zielweg für das Produkt vorgesehen ist. Produkte, die für den Weiterverkauf geeignet sind, können dann in einem sogennanten dynamischen Puffer des Beutelsystem zwischengelagert werden, so dass sie für spätere Bestellungen zur Verfügung stehen. Alle Informationen werden im digitalen System erfasst und können dank der nahtlosen Integration der Dematic Software automatisiert an andere Kundenprogramme (z.B. ERP-Systeme) weitergegeben werden.

„Das herausragende Merkmal unserer Lösung ist Transparenz“, sagt Andy Orrell, Software-Spezialist bei Dematic. Ein Unternehmen habe dank der Systemintegration den Überblick über alle relevanten Daten einer Retoure – etwa den Einstandspreis, den Warenzustand, den potenziellen (Wieder-)Verkaufspreis sowie die Kosten für eventuelle Nacharbeit oder Reparaturen. „Mit diesen Daten können Entscheidungen über die Weiterverwendung oder Entsorgung eines Artikels zügig und sorgfältig getroffen werden“, erklärt Orrell.

Wiederverkauf oder Secondhand?

Mit der Dematic-Lösung kann also entschieden werden, ob ein retournierter Artikel wieder im Online-Shop, im Second-Hand-Laden oder im Altkleidercontainer landet. Für viele Online-Händler ist dies nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht wichtig, sondern auch um Nachhaltigkeitsziele und Wiederverwendungsquoten zu erreichen.

Wo kann ich Altkleider spenden?

Für die Altkleider-Spende gibt es in jedem Land seriöse Anbieter. Nicht mehr benötigte Textilien können an Sammelstellen abgegeben oder in Container geworfen werden. International bekannte Hilfsorganisationen dafür sind zum Beispiel Oxfam , die Heilsarmee , das Rote Kreuz oder Smith Family . Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund eine Million Tonnen Altkleider gesammelt.

Die Lösungen von Dematic lassen sich übrigens nicht nur für Retouren einsetzen, sondern können auch anderer Stelle die Nachhaltigkeit in der Modebranche unterstützen. Die Rede ist vom „klassischen“ Secondhand-Handel, wenn Privatleute Kleidungsstücke verkaufen, die zwar noch gut erhalten sind, aber nicht mehr ihrer persönlichen Vorliebe entsprechen. Inzwischen gibt es darauf spezialisierte Online-Händler, die solche Waren von privat ankaufen, dann weiterverkaufen und sich dabei um alle für die Einzelperson aufwändigen Verkaufsschritte kümmern: Das Fotografieren, Beschreiben und Bepreisen des Artikels sowie der Versand zum Käufer. Auch solche Second Hand-Shop-Händler setzen bei Sortierung und Lagerung häufig auf Lösungen wie den Taschensortierer unserer Unternehmenstochter Dematic.

Secondhand-Mode als Wachstumsmarkt

Bis 2026 wird der globale Markt für Secondhand-Mode Studien zufolge um beeindruckende 127% auf jährlich 218 Milliarden US-Dollar anwachsen. Die enorme Steigerung verdeutlicht einen signifikanten Wandel in der Modebranche: Die Tendenz geht weg von "Fast Fashion" hin zu mehr Nachhaltigkeit. „Ein immer größerer Kundenkreis setzt auf Secondhand-Mode und legt großen Wert darauf, dass Textilien über einen langen Zeitraum getragen werden können“, sagt Kimberley Baudry von Dematic. Treibende Kraft dahinter sei die „Generation Z“, die Generation der ab 1995 Geborenen, denen die Themen Klimawandel und Umweltschutz besonders am Herzen liegen.

Zumindest in Teilen der Welt wird der Trend demnächst wohl auch gesetzlich verankert werden: Die EU-Kommission plant Vorgaben dafür, Textilerzeugnisse auf dem europäischen Markt bis 2023 langlebiger und recyclingfähiger zu machen. Das bedeutet: Mehr Recyclingfasern, keine gefährlichen Stoffe, Einhaltung sozialer Rechte und Umweltschutzvorgaben. Solche Regularien erscheinen sinnvoll, wenn man bedenkt, dass einer Studie der Technischen Universität Berlin zufolge allein für die Herstellung eines einzigen T-Shirts rund 2500 Liter Wasser verbraucht werden.