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Rohstoffe statt Müll

Am Arbeitsplatz Bewusstsein für Rohstoffrecycling und Müllvermeidung zu schaffen, ist Teil ihres Berufs. Privat ist Chen Meifen schon lange überzeugt davon. Umweltbewusstsein ist für die Mitarbeiterin von Linde (China) zum Prinzip geworden.

2018-03-01

Linde Mitarbeiterin Chen Meifen engagiert sich in Xiamen für die Mülltrennung.

Die großen Metallkanister stehen in einer Reihe: Im ersten liegen Metallteile, im zweiten Pappe, im dritten Plastik – und im letzten landet der Restmüll. Chen Meifen geht zum dritten Behälter und holt Plastikverpackungen und Folien heraus. Mit ihrem dreirädrigen Lastenfahrrad fährt sie das Material dann von der Produktionshalle hinüber zur Recycling-Station nahe dem Haupteingang des Werksgeländes von Linde (China) in Xiamen. Zweimal am Tag sammelt die 44-Jährige auf diese Weise sortierten Müll in den verschiedenen Hallen ein – als Teil eines Freiwilligenprogramms der Linde Mitarbeiter. „Ich mache mit, seit ich vor ein paar Jahren bei Linde angefangen habe. Hier gibt es so viele, die sich engagieren, das hat mich sofort begeistert“, sagt sie, während sie die Folien von der Ladefläche hebt und zu anderem Plastik legt. Chens Job bei Linde ist es, die Straßen und Wege des Werksgeländes sauber zu halten. Sie hat nur wenige Jahre eine Dorfschule besucht, aber bildet sich durch Lesen und Fernsehen weiter – und stieß so auf brandaktuelle Themen wie Klimawandel oder Müllberge.

"Ich mache mit, seit ich vor ein paar Jahren bei Linde angefangen habe. Hier gibt es so viele, die sich engagieren, das hat mich sofort begeistert."

Chen Meifen

Linde (China) trenne bereits seit 2011 den Müll, erzählt Fu Xiaorong, Produktionsmanagerin und Leiterin der Umweltgruppe des Freiwilligenprogramms. Entschieden habe dies damals die Firmenleitung. Das wenig später gegründete Komitee habe dann engagierten Mitarbeitern eine Plattform gegeben, sagt Fu – und auch nachhaltig das Bewusstsein in der Belegschaft für die Umwelt verändert. „Die Mülltrennung funktioniert heute viel besser“, erzählt Chen Meifen. „Früher waren Sachen oft im falschen Container. Heute ist alles sauber getrennt.“

Auch bringen immer mehr Mitarbeiter eigene Trinkflaschen mit und füllen sie im Büro oder der Fabrik mit Wasser, berichtet Fu. „Die Kollegen lassen sich auch nicht mehr ihr Mittagessen von draußen liefern – was immer mit viel Verpackungsmüll verbunden ist –, sondern essen in der Kantine.“ Auch setzte sich die Gruppe für Energiesparlampen in den Büros ein.

Von den mehr als 40 Freiwilligen der Umweltgruppe kümmern sich laut Fu 20 um die Mülltrennung. Alle zwei Wochen treffen sie sich an der Recyclingstation zum Feinsortieren des eingesammelten Abfalls. Dann trennen sie Plastikflaschen von -folien und Pappe von Papier. Chen Meifen ist mittendrin. Sie wirft Getränkedosen in einen riesigen Plastiksack und reißt dann mit Kollegen Klebebänder und Farbreste von Pappen - sonst können sie nicht recycelt werden.

Bildergalerie

Rohstoffe statt Müll

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Das Thema Nachhaltigkeit treibt Chen Meifen um.

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Auch die Unternehmensführung steht hinter dem Ansatz. 2011 hat sie beschlossen, die Mülltrennung im gesamten Werk einzuführen.

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Seitdem haben alle viel über Recycling gelernt.

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Die gesammelten Abfälle transportiert Chen Meifen emissionsfrei mit dem Fahrrad über das Werksgelände.

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In der Recyclingstation werden die Abfälle regelmäßig nachsortiert und für die Wiederverwertung vorbereitet.

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Mit natürlichen Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen, ist Chen Meifen wichtig – ob zu Hause oder bei der Arbeit.

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Umweltschulung. Früh übt sich, wer einmal in einer sauberen Umwelt leben will...

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Linde (China) lädt Kindergruppen ein und bringt ihnen spielerisch den Recyclinggedanken nahe.

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Wo gehört das hin? Mülltrennung will gelernt sein.

Mit Engagement und Enthusiasmus

„Am Anfang mussten die Mitarbeiter gezeigt bekommen, wie man es richtig macht“, erinnert sich Ching Pong Quek, Präsident von KION Asien-Pazifik und KION Vorstandsmitglied. „Jetzt machen sie es selbst – und das sogar gerne.“ Auch Quek hilft mit, wenn er Zeit hat. Chen Meifen ist für ihn ein Vorbild. „Sie ist mit ganzem Herzen dabei - und steckt andere mit ihrer Begeisterung an.“ Quek ist es wichtig, auch kulturell Veränderungen zu bewirken: Zum Beispiel, dass es für die Mitarbeiter ganz natürlich wird, Müll zu vermeiden und etwas achtsamer zu leben. Für Chen Meifen gehört Umweltschutz zum Lebensstil. Auch zu Hause trennt sie ihren Müll, benutzt nur Mehrweg-Essstäbchen oder nimmt einen Korb mit zum Einkaufen. Heute ist sie in einer weißen Bluse und einen dunklen Rock zur Arbeit gekommen, deren Stoff aus recycelten Plastikflaschen gemacht wurde. Natürlich bringt auch sie ihre eigene Wasserflasche mit. Als gläubige Buddhistin sieht sie Helfen als Teil des Lebens – Hilfe für andere Menschen ebenso wie für die Umwelt.

Linde (China) kooperiert beim Thema Müll mit der Nichtregierungsorganisation Tzu Chi, die den getrennten Abfall abholt und dafür sorgt, dass er recycelt wird – und der Abfall so zum Rohstoff wird. Aus dem Plastik entstehen zum Beispiel Kleiderstoffe und Decken, die die weltweit operierende Organisation verkauft oder selbst in der Katastrophenhilfe nutzt.

Wissen weitergeben

Zwei Tage später steht Chen Meifen vor einer Gruppe Kinder, die von Linde zur Umweltschulung eingeladen wurden, und erklärt ihnen das Prinzip der Mülltrennung. Danach geht‘s zur Recycling-Station, wo sie mit der Umweltgruppe Müll sortieren üben. Und so stehen Jungen und Mädchen in einem Berg leerer Flaschen und Dosen und werfen sie in verschiedene Körbe. Chen ist geduldig und lacht viel. Sie freut sich, dass einige Kinder äußerst ernsthaft bei der Sache sind.

In Xiamen spielt Mülltrennung eine große Rolle und unsere Kinder werden für den Umweltschutz sensibilisiert, sagt Zhang Yuyi, ein Vater, dessen achtjähriger Sohn auch zu Hause Flaschen und Papiermüll sortiert. Kinder seien die künftige Generation. Daher sei es wichtig, dass sie früh lernen, wie wichtig Umweltschutz sei, sagt Chen Meifen. Dann zeigt sie einem Jungen den richtigen Korb für die Colaflasche in seiner Hand.